Schlaglichter zum Jahr 2024:
- Die bayerischen Sparkassen blicken auf ein Jahr 2024 zurück, in dem sich ihre Erträge weiter stabilisierten. Damit können sie ihre Rolle als Finanzierungspartner Nr. 1 in den bayerischen Regionen weiterhin zuverlässig ausfüllen.
- Nachdem der massive Einlagenzustrom der Negativzinsjahre 2023 unterbrochen worden war, stiegen die Einlagen 2024 wieder um 3,6 Prozent an. (7,1 Milliarden Euro). Das Einlagenvolumen erreichte damit 203,4 Milliarden Euro:
- Ein Großteil davon floss in Eigenemissionen und Termingelder, doch auch die Sichteinlagen stiegen wieder leicht an (2024: +1,9 Prozent, 2023: -12,1 Prozent). Spareinlagen hingegen wurden auch 2024 wieder reduziert (-3,3 Milliarden Euro), allerdings nicht mehr im selben Ausmaß wie 2023 (-7,1 Milliarden Euro).
- 2024 setzte sich auch das Wachstum des Wertpapiergeschäfts fort: Der Umsatz im Kundenwertpapiergeschäft stieg um 22,3 Prozent auf 36,6 Milliarden Euro. Gehandelt wurden vornehmlich festverzinsliche Wertpapiere und erstmals wieder vermehrt Investmentfonds (+37,9 Prozent).
- Insgesamt konnten die Kunden 2024 trotz hoher Lebenshaltungskosten 9,5 Milliarden Euro an neuem Geldvermögen bilden, davon 8,1 Milliarden bei privaten Kunden (+248 Prozent).
- Der Einlagenüberhang der bayerischen Sparkassen stieg 2024 auf nunmehr 32 Milliarden Euro. Damit konnten sie auch im dritten Jahr nach der Zinswende wieder steigende Zinserträge erzielen.
- Das Kreditvolumen der bayerischen Sparkassen wuchs allerdings 2024 wie im Vorjahr lediglich leicht an und erreichte 171,8 Milliarden Euro.Mit einer Wachstumsrate von 0,9 Prozent im Bestand bleibt der Kreditbestand auf dem hohen Niveau der Vorjahre. Das Kreditjahr 2024 gehört aber infolge der Investitionszurückhaltung der Unternehmen wie 2023 zu den schwächsten der vergangenen 15 Jahre.
- Das Kreditneugeschäft erholte sich 2024 leicht: Nach einem Einbruch um knapp ein Drittel (‑32,2 Prozent) in 2023 wuchsen die Darlehenszusagen ausgehend von diesem niedrigen Niveau um 7,3 Prozent.
- Die Darlehenszusagen an Unternehmen und Selbständige, die über die Hälfte der Neukredite ausmachen nahmen dabei um nur 0,2 Prozent zu, sie betrugen 14 Milliarden Euro.
- Im Neugeschäft mit privaten Kunden zeigt sich hingegen ein Zuwachs von 20,7 Prozent (2023: -41,6 Prozent). 90 Prozent daraus kommen aus dem wieder angelaufenen Geschäft mit Wohnungsbaudarlehen.
- Das Immobiliengeschäft der bayerischen Sparkassen hat in 2024 insgesamt eine leichte Trendwende erlebt: 2024 wurden ausgehend vom niedrigen Niveau der Vorjahre (2023: -43 Prozent, 2022: -12 Prozent) insgesamt 21,7 Prozent mehr Wohnungsbaufinanzierungen abgeschlossen als 2023 – davon fast zwei Drittel von Privatkunden. Der größte Teil davon fließt allerdings nicht in den Neubau, sondern in den Erwerb und die Sanierung von Immobilien.
- Der Zinsüberschuss stabilisierte sich nach einem Jahrzehnt der Null- bis Negativzinsen auf einem auskömmlichen Niveau (-1,8 Prozent nach +33 Prozent in 2023).
- Das deutliche Wachstum im Provisionsüberschuss von 6,5 Prozent wurde allein durch einen Anstieg im Verwaltungsaufwand verbraucht.
- Die Cost-Income-Ratio stieg leicht auf 53,1 Prozent (2023: 51,2 Prozent).
Im laufenden Jahr 2025 erwarten die bayerischen Sparkassen ein stabiles operatives Geschäft. Vor dem Hintergrund der Entwicklung der Wirtschaftslagedürfte allerdings abermals eine wachsende Risikovorsorge erforderlich werden.
Bundestagswahl 23. Februar 2025
mehr lesen
schließen
„Nach der Neuwahl des Deutschen Bundestags sind für 2025 jetzt verlässliche Rahmenbedingungen und ein politischer Aufbruch unabdingbar. Deutschland steht vor großen Aufgaben, die nur im engen Schulterschluss von Politik, Wirtschaft und Banken bewältigt werden können. Regulatorische Lasten, die unsere Kunden und die Wirtschaft insgesamt belasten, haben immer weiter zugenommen. Mit Blick auf unsere Leistungsfähigkeit in Europa und die Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaft fordern die bayerischen Sparkassen neue Impulse: Regulierung, Bürokratie und die Eigenkapitalunterlegung von Krediten müssen überdacht und abgemildert werden. Denn die EU braucht massiven Kapitaleinsatz, um ihren Investitions- und Innovationsrückstand gegenüber den USA und China aufzuholen. Hierzu können und wollen die Sparkassen wesentliche Beiträge leisten, brauchen aber Bedingungen, die einen Vorwärtsschub zulassen“, forderte Matthias Dießl, Präsident des Sparkassenverbands Bayern in München anlässlich der Jahrespressekonferenz 2025 der bayerischen Sparkassen.
Bürokratie / Regulierung: Weniger ist mehr
mehr lesen
schließen
Angesichts der aktuellen Investitionszurückhaltung der Wirtschaft forderte Dießl vor allem einen deutlich spürbaren Bürokratieabbau: „Bürokratie ist ein echtes Investitionshemmnis! Viele Mittelständler wären bereit, mehr unternehmerische Verantwortung zu übernehmen, werden aber durch fesselnde Bürokratie am Handeln gehindert. Mittlerweile wird das sogar in Brüssel so gesehen, die EU-Kommission sieht ein, dass sie mit ihrem ‚Mikromanagement‘ zu weit gegangen ist." Der Bürokratieaufwand belastet Unternehmen und Verbraucherinnen und Verbraucher gleichermaßen. In der für morgen angekündigten Vorstellung eines ersten Omnibus-Gesetzespakets zur bürokratischen Entlastung im EU-Arbeitsprogramm 2025 sieht Dießl gute Chancen für mehr Effizienz in der Wirtschaft: „Entscheidend für einen Produktivitätsfortschritt ist aber, dass – im Unterschied zu den bisher schon vier Bürokratieentlastungsgesetzen in Deutschland – echte Entlastungen entstehen!“
Auch die Vielfalt und Komplexität der Bankenregulierung entwickelt sich zunehmend selbst zum Risiko: „Die Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Bankenmarkts wird geschwächt, wenn etwa Basel III in den USA weniger umgesetzt wird als hierzulande oder sich Europa mit ESG-Berichtspflichten an die Spitze setzt. Selbst wenn keine neuen Regelungen mehr dazu kämen, sind diejenigen in der Pipeline schon zu viele“ so Dießl. Zusätzlich monierte er erneut die strukturelle Benachteiligung v. a. kleinerer, regionaler und risikoarm agierender Institute durch anteilig höhere Fixkosten, die aus nicht verhältnismäßigen Regulierungsmaßnahmen entstehen. Auch Sparkassen erlebten im Alltag ein Übermaß an Regulierung, das den grundsätzlich sinnvollen Zielen nicht mehr diene und nicht nur von Kreditinstituten und Bankbeschäftigten, sondern auch von Bankkunden und von den Bürgern allgemein als Belastung empfunden wird. Damit sich wieder Handlungsspielräume auftun können, forderte er ein Belastungsmoratorium: „One-in-two-out ist eine Richtschnur, mit der wir in die Zukunft gehen können.“ Er lobte, dass es bereits Bewegung bei der deutschen Bankenaufsicht gebe. In der Gesamtbetrachtung bliebe aber noch viel Potenzial für Folgemaßnahmen.
Dies gilt auch aus der Kundenperspektive. Noch immer erfordern gesetzliche Anforderungen aus MiFID II, Einlagensicherungsgesetz, PSD II, DSGVO etc., dass Kreditinstitute ihre Kunden mit einer Informationsflut konfrontieren müssen. Laut Dießl sei es auch hier an der Zeit, Informationsblätter zu vereinfachen und auf ein Minimum zu reduzieren, damit nicht Transparenz durch Überforderung ersetzt werde.
Altersvorsorgelücken
mehr lesen
schließen
Mit Blick auf die demografische Entwicklung wird deutlich, dass auch die Sozialversicherung zukunftssicher aufgestellt werden muss, Veränderungen bei der gesetzlichen Rente sind dabei nicht ausgeschlossen. Obwohl viele Kunden Vorsorge treffen, bleibt die Skepsis, ob das künftige Vermögen für einen sorgenfreien Ruhestand reicht: Optimistisch sind nur 40 Prozent. Als gutes Zeichen wertete Dießl, dass die privaten Kunden der bayerischen Sparkassen 2024 insgesamt dreieinhalbmal so viel Geldvermögen bilden konnten wie im Jahr zuvor und 8,1 Milliarden Euro an neuen Werten aufbauen konnten.
Da es hier aber deutliche Unterschiede – abhängig von der Einkommenshöhe, Lebenslage und Sparneigung – gebe, müsse davon ausgegangen werden, dass manche gar nicht sparen können.
Umso wichtiger sei deshalb eine Reform der privaten Altersvorsorge. Ein staatlich gefördertes privates Altersvorsorgedepot, das es Bürgern ermögliche, kostengünstig in verschiedene Anlageformen zu investieren. Damit könnte gleichzeitig die Kapitalmarktkultur in Deutschland gestärkt und Mittel für private Investitionen aufgebaut werden. Das pAV-Reformgesetz liege jedoch völlig auf Eis, so Dießl: „Die neue Bundesregierung sollte deshalb die Idee des pAV-Reformgesetzes schnellstmöglich wieder aufgreifen um die steuerlich geförderte private Altersvorsorge langfristig auf ein stabiles Fundament zu stellen!“ Hinzukommen sollten weitere steuerliche Erleichterungen und speziell auch die staatliche Förderung privaten Wohneigentums.
Dezentrale Strukturen vs. Vergemeinschaftung Sicherungs- und Abwicklungssysteme
mehr lesen
schließen
Erneut griff Dießl auch die Haltung der deutschen Regionalbanken zu einer Vergemeinschaftung der Europäischen Einlagensicherung auf: „Wir werden nicht müde, zu betonen, dass eine Vergemeinschaftung der EU-Einlagensicherung (EDIS) und damit vergemeinschaftete Risiken zu falschen Anreizen und einer Destabilisierung führt. Diese Haftungsgemeinschaft würde auch zu einer Einschränkung der Kreditvergabemöglichkeiten der Regionalbanken führen.“ Die nationalen – und als Einlagensicherungssysteme anerkannten – Institutssicherungssysteme der Regionalbanken verhindern Abwicklungen und greifen, bevor europäische Mittel eingesetzt werden müssen. Weder ein europäisches Einlagensicherungssystem noch ein Abwicklungsregime (CMDI) käme damit bei Sparkassen zum Tragen. Dießl: „Aufgebaute Mittel müssen im nationalen System bleiben um die dezentrale Struktur zu stärken, denn Sparkassen sind ein unverzichtbarer Teil der kommenden Savings and Investment Union!“
Sparkassen – agil rund ums Geld
mehr lesen
schließen
Das dezentrale Organisationsprinzip der 56 Sparkassen in Bayern mit 1.677 personenbesetzten Geschäftsstellen, 651 Selbstbedienungsfilialen und 3.215 Geldautomaten spiegelt die dezentrale Struktur des bayerischen Mittelstands und der Gesellschaft wider. Es sichert damit die Nähe der Sparkassen zu den Anliegen der Unternehmen und Bürger ihrer Heimatregionen.
Das Kundenverhalten hat sich zwar zunehmend hin zum digitalen Umgang entwickelt: Immer mehr Menschen nehmen das Mobile und Online-Banking der Sparkassen in Anspruch (2,4 bzw. 4,5 Millionen aktive Kunden) und organisieren so ihren Zahlungsverkehr. Stefan Proßer, Vizepräsident des Sparkassenverbands Bayern erklärte aber: „Trotz des Trends zum digitalen Banking bleiben die Sparkassen auch vor Ort modern, flexibel und nahbar und sichern so dauerhaft die Teilhabe aller Kundengruppen.Die bayerischen Sparkassen investieren jährlich mindestens 50 Millionen Euro in ihr Geschäftsstellennetz, für 2025 sind sogar Investitionen von deutlich mehr als 70 Millionen Euro geplant.“ Dazu gehören jährlich ca. 10 neu gestaltete Geschäftsstellen und Beratungscenter, bis zu 10 komplett neue SB-Filialen, Geldautomatenstandorte sowie über 20 Renovierungen bestehender Geschäftsstellen.
Im Zahlungsverkehr treiben die Sparkassen zudem Innovationen voran, die ihren Kunden zeitgemäße Bezahlverfahren sichern. Aktuelle Neuerungen sind die Einführung des europäischen Bezahlsystems Wero (European Payments Initiative), mit dem in Echtzeit Geld gesendet und empfangen werden kann. Hintergrund der Neuentwicklung, so Proßer: “Europäische Zahlungsinfrastruktur muss auch in Europa organisiert sein.“ Im Juli 2024 wurde Wero für P2P-Zahlungen gestartet, zur Jahresmitte 2025 ist die Freischaltung weiterer Funktionalitäten wie E- und M-Commerce geplant.
Dießl stellte das Bezahlsystem in einen größeren Zusammenhang: „Mit Wero bauen wir bereits ein europaweit funktionierendes sicheres Zahlungssystem auf. Insofern sehen wir keinen Nutzen eines Digitalen Euro für Endkunden, der letztlich auch nur genauso als digitales Zahlungssystem dienen würde. Die EZB sollte nicht als Aufsicht und Marktteilnehmerin gleichzeitig agieren.“
Ebenfalls zur Jahresmitte steht der Start einer deutschen Kooperation auf dem Plan: Ergänzend zu schon bestehenden Mehrwert- und Cashback-Programmen haben die Sparkassen mit PAYBACK einen Kooperationspartner gewonnen, um Kunden ein reichweitenstarkes nationales Bonusprogramm anzubieten. Bei teilnehmenden Partnern können beim Bezahlen mit der Sparkassen-Card künftig gleichzeitig PAYBACK-Punkte gesammelt werden. Punkte-Guthaben lassen sich auch für Sparkassenprodukte nutzen und werden in der Internet-Filiale und in der Sparkassen-App im Finanzstatus angezeigt. Proßer stellte heraus: „Die Sparkassen-Finanzgruppe bringt rund 40 Millionen girocards in die Kooperation ein, allen diesen Kunden steht die PAYBACK-Option und damit ein echter Geldvorteil automatisch zur Verfügung – wenn sie das wollen.“
Konsequente Weiterentwicklung im operativen Geschäft
mehr lesen
schließen
2024 war ein Jahr der Normalisierung für die bayerischen Sparkassen. Der Kreditbestand nahm leicht zu (+0,9 Prozent auf 171,8 Milliarden Euro), aufgrund der wirtschaftlichen Stagnation in Deutschland gehört das Kreditjahr 2024 aber mit dem vorigen zu den schwächsten der vergangenen 15 Jahre. Die Zinswende in 2022 und die wirtschaftliche Unsicherheit in 2023 hatten zu geringerer Darlehensnachfrage geführt, was zusammen mit anstehenden Tilgungen das ein verlangsamtes Wachstum im Kreditbestand nach sich zieht.
Das Einlagenvolumen wuchs nach einem Rückgang in 2023 wieder deutlich an (+3,6 Prozent auf 203,4 Milliarden Euro). Matthias Dießl zeigte sich erfreut, dass die Menschen ihrer Sparkasse wieder deutlich mehr Anlagen anvertrauen: „Das sind Mittel aus der Region, die wir wieder in der Region für Kredite einsetzen. Damit bleibt der regionale Geldkreislauf in Schwung.“
Leichter Gewinnrückgang
mehr lesen
schließen
Als wesentliche Ertragsgröße hat sich der Zinsüberschuss der bayerischen Sparkassen 2024 stabilisiert und kommt so in einer neuen Normalität nach der Zinswende an: Mit 4,466 Milliarden Euro liegt er nur knapp (-1,8 Prozent) unter dem Zinsergebnis 2023. Trotz einer leichten Verbesserung im Kreditgeschäft litt der Zinsüberschuss durch abnehmende Zinsmargen im Zuge der EZB-Zinssenkungen und durch den wettbewerbsbedingt höheren Zinsaufwand (+72 Prozent), der aus der Konkurrenz um Einlagen, v. a. Festgeld, erwuchs. Für 2025 rechnen die Sparkassen mit einem weiteren, moderaten Rückgang des Zinsüberschusses. Denn zum einen dürften sinkende Zinsen und eine schwache Kreditnachfrage die Erträge hemmen. Zum anderen können Zinsaufwände nicht sinken, da der Wettbewerb um Einlagen in den nächsten Jahren voraussichtlich weiter zunehmen wird.
Das 2023 erzielte Betriebsergebnis vor Bewertung wurde mit 2,968 Milliarden Euro in 2024 nicht erreicht (-3,2 Prozent, 2023: 3,065 Milliarden Euro). Das durch die Belebung im Wertpapiergeschäft erzielte deutliche Wachstum im Provisionsüberschuss von 6,5 Prozent wurde allein durch einen Anstieg im Verwaltungsaufwand verbraucht. Tariferhöhungen und Inflation schlugen auf die Kosten. Die immer noch gute Cost-Income-Ratio stieg damit leicht auf 53,1 Prozent (2023: 51,3 Prozent; 2022: 60 Prozent).
Matthias Dießl ordnete das dennoch gut auskömmliche Ergebnis als wichtigen Schritt für die kommunal getragenen Sparkassen in Bayern ein: „Unsere mittelständischen Kunden müssen wissen, dass sie in uns stabile Partner haben, die ihnen in Transformations- und Stagnationszeiten den Rücken stärken können. Gerade für die kommende Zeit liegt hier ein Schwerpunkt unserer Arbeit und wir werden diese Aufgabe erfüllen.“
Betriebsergebnis erlaubt erneut Stärkung der Vorsorge
mehr lesen
schließen
Besonders bedeutsam wird das Ergebnis mit Blick auf die finanzielle Resilienz und Krisenvorsorge der Sparkassen. Denn Resilienz gegenüber wirtschaftlichen Krisen setzt eine solide Eigenkapitalausstattung voraus, die die Sparkassen aber stets aus eigener Kraft erwirtschaften müssen. Angesichts der aktuellen hohen makroökonomischen und geopolitischen Unsicherheiten haben auch die BaFin und die Deutsche Bundesbank die deutschen Kreditinstitute nachdrücklich dazu aufgefordert, ihre Widerstandsfähigkeit zu erhalten und zu verbessern. Dazu gehört auch, die verbesserte Ertragslage weiterhin für eine angemessene Risikovorsorge zu nutzen und die Mittel nicht anderweitig zu verwenden.
Der Aufbau von Eigenkapital ist daher jetzt schon deshalb notwendig, um dem unsicheren Marktumfeld – voraussichtlich sinkende Zinsergebnisse und rezessionsbedingte Kreditausfälle – begegnen zu können. Dazu kommen aber kontinuierlich ansteigende bankaufsichtsrechtliche Eigenmittelanforderungen wie die Erhöhung der Kapitalanforderungen durchBasel III / CRR III seit Jahresbeginn 2025 sowie individuelle Kapitalpuffer ausneuen SREP-Anforderungen und LSI-Stresstestergebnissen. 90 Prozent der bayerischen Sparkassen erwarten hier höhere Zuschläge, das bedeutet einen Anstieg um
1,25 Milliarden Euro, insgesamt werden hier Eigenmittel in Höhe von 3 Milliarden Euro gebunden.
Die Verschärfungen der Bankenaufsicht belasten potenziell die Kreditvergabe, denn aufsichtsrechtliche Kapitalquoten und die vorgeschriebene Eigenmittelbindung für Kredite wirken sich hier direkt aus. Insgesamt bedeuten sie eine potenziell geringere Kreditvergabe von ca. 50 Milliarden Euro. Eigenkapital wird also immer mehr zum Engpassfaktor. Dießl warnte deshalb: „Vor diesem Hintergrund müssen wir die aktuelle Ertragslage dringend zu Stärkung des Eigenkapitals nutzen, damit wir auch künftig Kreditklemmen ausschließen können. Sparkassen müssen ihre Rolle als stabile und verlässliche Finanzpartner weiter festigen, sowohl für die mittelständische Wirtschaft als auch für die Privatkunden ihrer Heimatregion.“ Ganz aktuellwurde die wirtschaftliche Solidität der Sparkassen-Finanzgruppe im Februar 2025 mit dem sehr guten Moody’s-Rating von Aa2/stabil bewertet.
Dießl teilte auch die kürzlich vertretene Haltung des Präsidenten des Ostdeutschen Sparkassenverbands, Ludger Weskamp, zur Doppelrolle der EZB als Notenbank und Aufsichtsbehörde. Er unterstrich nochmals: „Die Doppelrolle der EZB als unabhängige Notenbank und als Aufsichtsbehörde führt zu einem problematischen Zielkonflikt zwischen Geldmarktpolitik und Bankenaufsicht. Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Zumindest muss die EZB als Aufsichtsbehörde und Organ der Exekutive künftig einer demokratischen Kontrolle unterliegen.“
Trendumkehr bei den Einlagen
mehr lesen
schließen
Nachdem der massive Einlagenzustrom der Negativzinsjahre 2023 unterbrochen wurde stiegen die Einlagen 2024 insgesamt wieder um 3,6 Prozent an. (7,1 Milliarden Euro). Über 80 Prozent davon kommen von privaten Kunden, die sogar 3,9 Prozent mehr bei ihren Sparkassen einlegten und jetzt für einen Einlagenbestand von 154,9 Milliarden Euro stehen. Mit dieser – wieder gestiegenen – Sparquote von rund 11 Prozent gehören die Deutschen zu den Spitzenreitern im europäischen Vergleich.
Dabei stiegen zwar auch die Sichteinlagen der privaten Kunden wieder leicht an (2024: +1,5 Prozent, 2023: -13,5 Prozent). Während das Bankenumfeld zunehmend die mediale Selbstberatung in den Mittelpunkt stellt, helfen die Sparkassen ihren Kunden in intensiven Beratungsgesprächen bei der bedarfs- und renditeorientierten Geldanlage, so dass v. a. weitere Umschichtungen zu höher verzinsten Anlagemöglichkeiten stattfanden: Die Spareinlagen wurden auch 2024 wieder reduziert (-3,2 Milliarden Euro), allerdings nicht mehr im selben Ausmaß wie 2023 (-6,7 Milliarden Euro; -20,3 Prozent). Umgeschichtet wurde zu Termingeldern und Eigenemissionen (Festgeld, Spareinlage und Sparbrief).
Proßer gibt Sparern aber zu bedenken: „Die Zinsen sinken derzeit wieder, und die Inflation bleibt weiterhin eine Bedrohung. Der Versuch, mit Zinskonten die Inflation zu schlagen, wird also erfolglos bleiben. Auch mit kleineren Sparbeträgen sollte man deshalb für einen Vermögensaufbau Wertpapieranlagen oder eben das Wertpapiersparen in Betracht ziehen.“ 2024 setzte sich auch bereits das Wachstum des Wertpapiergeschäfts fort: Der Umsatz im Wertpapiergeschäft mit Privaten stieg um 26,4 Prozent, der Umsatz mit Fonds um 37 Prozent, darunter ETFs mit einem Zuwachs von 46 Prozent.
Insgesamt konnten die Kunden 2024 trotz hoher Lebenshaltungskosten 8,1 Milliarden Euro an neuem Geldvermögen bilden (+ 248 Prozent).
Private Immobilienkreditnachfrage dreht wieder
mehr lesen
schließen
Mit dem Ablauf des Jahres 2024 zeigt die nach der Zinswende gesunkene Kreditnachfrage nach privaten Immobiliendarlehen wieder erste Erholungszeichen: Die Darlehenszusagen stiegen – ausgehend von niedrigem Niveau – um 24,6 Prozent auf 8,3 Milliarden Euro, auch Darlehensauszahlungen sind wieder leicht gestiegen (+ 2 Prozent auf 8,1 Milliarden Euro). Damit ist der Kreditbestand wieder leicht gestiegen (+ 0,3 Prozent auf 63,7 Milliarden Euro), es geht Schritt für Schritt aufwärts.
Proßer gibt dennoch keine Entwarnung: „Dieser Trend ist noch ein zartes Pflänzchen und will gehegt werden. Sorge bereitet uns auch, dass die Finanzierungen für den Kauf bestehender Immobilien das 3,5-fache der Neubaufinanzierungszusagen betragen. Eine Entlastung für den Wohnungsmarkt (und die Bauwirtschaft) wird so nicht gelingen.“
Dießl ergänzte: „Hier liegt eine große gesellschaftspolitische Verantwortung für die neue Bundesregierung: Die Zahl der Baugenehmigungen ist 2024 wieder gesunken, mit Blick auf den Wohnungsmarkt und die Altersvorsorge muss die Wohneigentumsquote in Deutschland aber steigen. Die Förderung des Wohnungsbaus und der Abbau von Bürokratie sollten weit vorne auf der Agenda stehen. Die Standards und infolgedessen die Kosten müssen sinken – ein Neubau mit etwas geringeren Klimaschutzstandards dürfte oft mehr bringen als so mancher wenig sanierter Altbau!“
Wirtschaftsflaute: Unsicherheit bremst Investitionen aus
mehr lesen
schließen
Im Firmenkundengeschäft spüren die bayerischen Sparkassen erhebliche Verunsicherung bei ihren Kunden. Vor unsicherem geopolitischem Hintergrund, möglichen Handelskonflikten und einem schwierigen Konjunkturverlauf werden nicht nur Investitionskredite, sondern auch Betriebsmittelkredite weniger nachgefragt. Immer mehr Unternehmen verlagern auch ihre Produktionskapazitäten längst ins Ausland, was die Kreditnachfrage weiter belastet.
Proßer benannte die Hauptursache für die hartnäckige Wachstumsschwäche: „Wir wissen um die strukturellen Probleme in Deutschland. Die Investitionsbedingungen in Deutschland müssen jetzt grundlegend verbessert werden! Die Schlüsselbegriffe heißen wieder einmal Bürokratie und Abgabenlast!“
Der Bestand an Unternehmenskrediten bei den bayerischen Sparkassen wuchs 2024 noch (+1,1 Prozent; 2023: +1,2 Prozent; 2022: +6,2 Prozent), zum Jahresende lag er bei 93,3 Milliarden Euro. Das Neugeschäft jedoch stagnierte weiterhin, so dass auch 2025 nicht mit einer großen Ausweitung des Kreditvolumens gerechnet werden kann.
Die schwache Konjunktur und die Zinswende belasteten viele Firmen, mit Verzögerung schlagen die Krisen der letzten Jahre nun als Insolvenzen bei den Unternehmen durch. Auch die Insolvenzrate bei Sparkassenkunden steigt an, sie liegt derzeit etwa 1,5-mal höher als noch 2015. Grundsätzlich beobachten die bayerischen Sparkassen aber, dass ihre Firmenkunden bei der Inanspruchnahme von Kreditlinien zwar sehr zurückhaltend sind, die meisten aber über hohe Liquidität verfügen. Ihre Umsätze / Erträge sind stabil. Proßer dazu: „Wir sehen Schwierigkeiten eher vereinzelt, aber keine breite Wellean Problemen.“ Die NPL-Quote der bayerischen Sparkassen liegt aktuell und im langjährigen Durchschnitt unter 2 Prozent, alle Sparkassen liegen im grünen Bereich. „2025 erwarten auch wir mehr Kreditausfälle. Das wird sich in Ergebnisrechnung und Eigenkapitalquote bemerkbar machen. Doch die hohe Profitabilität und Kapitalausstattung lassen uns ausreichend Spielraum. Die Sparkassen stehen weiter als Geldgeber bereit, eine Kreditklemme ist nicht in Sicht,“ so Proßer.
Trendwende in der Mitarbeitergewinnung
mehr lesen
schließen
Gerade in unsicheren Zeiten ist es entscheidend, dass sich die Menschen auf stabile Arbeitgeber verlassen können, die trotzdem modern aufgestellt und offen für Entwicklungen sind. Die bayerischen Sparkassen haben 2024 gezeigt, dass sie attraktive, sichere – und auch wieder gefragte Arbeitgeberinnen vor Ort sind: Die Mitarbeiterzahlen stiegen erstmals seit 2010 wieder auf inzwischen 33.803 Mitarbeitende (+0,7 Prozent). Vom Arbeitsmarkt konnten 1.756 neue Kolleginnen und Kollegen gewonnen werden, dabei entstammen inzwischen 27 Prozent der Neueinstellungen bankspezifisch Beschäftigter aus anderen Branchen (+20 Prozent). Auch dieAnzahl derAuszubildenden und Trainees stieg zum zweiten Mal in Folge auf nun 2.608 (+9,3 Prozent). Dießl erklärte weitere Spielräume: „Aktuell sind noch 2 Prozent der Stellen bei bayerischen Sparkassen frei, wir legen mit Arbeitsplätzen vor Ort zu und freuen uns über qualifizierte Bewerbungen! Dabei eröffnen sich viele Entwicklungsmöglichkeiten, denn mit Blick auf die kommenden Jahre zeichnet sich auch ein großer Nachbesetzungsbedarf bei den Sparkassen ab.“ Fast ein Drittel der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (28 Prozent) und sogar fast zwei Drittel der Vorstände (63 Prozent) sind mindestens 55 Jahren alt und dürften die Belegschaften im Verlauf der kommenden 10 Jahre verlassen.
Angesichts dieser Altersstruktur und des zunehmend spürbaren Fachkräftemangels kümmern sich die bayerischen Sparkassen nicht nur um Prozessoptimierungen und KI-Projekte, sondern sie betreiben intensives Nachwuchs-Recruiting und investieren stark in die Bindung bereits gewonnener Kräfte. Bereits40 Prozent der Belegschaften arbeiten in Teilzeit, die bayerischen Sparkassen bieten vielfältige Homeoffice-Möglichkeiten und inzwischen auch viele, teilweise regionale Benefits wie Sportpakete, Zusatzversicherungen, Jobtickets, Jobräder etc.Dießl betonte daher zum Abschluss:„Heutzutage bedeutet Recruiting immer mehr Mitarbeiterbindung, und zwar für alle Altersklassen. Wir stellen die Sparkassen zukunftsfest auf – denn wir wollen auch in Zukunft kompetente Ansprechpartnerinnen für die Menschen und die Unternehmen in der Heimat bleiben!“