09.03.2016 | Ergebnisse 2015

Bayerische Sparkassen: Ergebnisse 2015

  • Die bayerischen Sparkassen gehen ihre Herausforderungen erfolgreich an.
  • Das Kreditvolumen und die Neuzusagen an die heimische Wirtschaft konnten 2015 deutlich gesteigert werden.
  • Die Rahmenbedingungen für die Finanzwirtschaft werden aber noch schwieriger.

Die bayerischen Sparkassen sind zufrieden mit ihrem Ergebnis für 2015. Es fällt deutlich besser aus, als noch vor Jahresfrist erwartet. Angesichts der Niedrigzinsen ist der Druck auf das Ergebnis zwar weiter gestiegen. Die bayerischen Sparkassen haben aber rechtzeitig die notwendigen geschäftspolitischen Konsequenzen gezogen und den Ergebnisrückgang erfolgreich begrenzt. Die Optimierungsmaßnahmen der bayerischen Sparkassen beginnen zu greifen. Als Marktführer konnten sie 2015 die Ausleihungen auf 122 Milliarden Euro (+4,7 Prozent) und die Einlagen auf 152 Milliarden Euro (+4 Prozent) steigern. Die addierte Bilanzsumme der bayerischen Sparkassen stieg dabei auf 193 Milliarden Euro (2014: 186 Milliarden Euro). Dabei erzielten sie ein Betriebsergebnis vor Bewertung von rund 1,8 Milliarden Euro. Nach Bewertung ergibt sich ein Jahresüberschuss von 317 Millionen Euro. Dies ermöglicht eine erneute Stärkung des Eigenkapitals.

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Dr. Ulrich Netzer, Präsident des Sparkassenverbands Bayern warnte jedoch erneut vor den fatalen Wirkungen der europäischen Niedrigzinspolitik nicht nur auf Kreditinstitute, sondern besonders auf die Sparer. Er fordert deshalb eine Reform des Vermögensbildungsgesetzes, die v.a. Geringverdienern den Vermögensaufbau erleichtern soll. Die deutsche Politik habe hier die reelle Möglichkeit, Fördermaßnahmen aufzusetzen. „Dazu ist keine Abstimmung in Brüssel notwendig oder mit Herrn Draghi“, so Netzer.

Wesentlich schwerer, deutsche Standpunkte durchzusetzen, sei es bei vielen europäischen Regulierungsthemen. Als besonders gefährlich bezeichnete Netzer hier die geplante gemeinschaftliche Europäische Einlagensicherung. Es sei falsch, einzelnen EU-Staaten oder Banken die Eigenvorsorge abzunehmen. Das gehe zu Lasten der deutschen Sparer und Kreditinstitute, letztlich auch der Steuerzahler. Netzer mahnte: „Nicht mehr Stabilität und Sicherheit, sondern zusätzliche Konflikte in Europa wären die Konsequenz.“

Netzer begrüßte die verschärfte Finanzmarktregulierung in Europa. Dabei bliebe aber zu oft der Grundsatz der Proportionalität auf der Strecke, „kleine Regionalbanken werden zu oft nach gleichen Maßstäben beurteilt wie internationale Großbanken. Das führt zu operativen Belastungen, die weder der Größe noch dem Risiko einer Sparkasse entsprechen.“ Er forderte deshalb ein Eingreifen der EU-Kommission, wenn die Aufsichtsbehörden bei der Auslegung ihrer Maßgaben über das Ziel hinausschießen.

Netzer verteidigte weiterhin vehement das Geschäftsmodell der Sparkassen: „Durch die dauerhaften Niedrigzinsen höhlt die EZB zuerst das Geschäftsmodell aus und macht dann den Sparkassen einen Vorwurf daraus. Doch wer ganz bewusst den Mühlbach trocken legt, kann daraus nicht ableiten, dass Mühlen kein funktionierendes Geschäftsmodell haben!“

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Vizepräsident Roland Schmautz unterstrich dies mit der Vorlage der Geschäftsergebnisse 2015: „Die Sparkassen konnten ihr operatives Ergebnis wesentlich besser behaupten als erwartet. Denn sie leiten auf der Basis des Geschäftsmodells – die regionale, einlagenfinanzierte Kreditvergabe konsequent und vorausschauend betriebswirtschaftliche Gegensteuerungsmaßnahmen ein. Dazu gehören Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsprogramme genauso wie die Stärkung des Kundengeschäfts.“

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Der Landesobmann der bayerischen Sparkassen, Walter Strohmaier, belegte die Rolle der bayerischen Sparkassen in der regionalen Mittelstandsfinanzierung. Der Kreditbestand an Unternehmen und Selbständige konnte 2015 um 4,8 Prozent auf 62 Milliarden Euro gesteigert werden. Bei den Darlehenszusagen verzeichneten die Sparkassen 2015 sogar einen Rekord, es wurden um 17,8 Prozent mehr Zusagen als im Jahr zuvor gegeben. „Was die Unternehmen statt künstlich manipulierter Zinsen brauchen, sind der Abbau von bürokratischen Hemmnissen und eine bedarfsgerechte Kreditversorgung“, so Strohmaier. Er sprach sich deshalb dafür aus, die Überarbeitung von Basel III und die Pläne zur europäischen Kapitalmarktunion so auszugestalten, dass sie mittelständische Unternehmen nicht behindern. Strohmaier: „Die Regulierung sollte die Stabilität der Finanzmärkte, nicht aber eine Schwächung der Wirtschaftskraft bewirken!“

Die Spielräume der Sparkassen werden mit dem Fortschreiten der Niedrigstzinsphase enger. Parallel zu betriebswirtschaftlichen Maßnahmen stellen sie deshalb auch strukturell die Weichen für die Zukunft. Dazu gehören der konsequente Ausbau digitaler Zugangswege zur Sparkasse und die Straffung des Geschäftsstellennetzes. Präsident Netzer: „Strukturen verschlanken und Prozesse vereinfachen ist aber eine generelle Devise, die die kommende Zeit prägen wird.“ Konsolidierungen sollen dabei auch unter den bayerischen Sparkassen und im Verbund der Sparkassen-Finanzgruppe geprüft werden.

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