30.11.2017 | Bayerische Sparkassenstiftung

Grenzen überwinden: Crossmediales Storytelling im Internet

Impression aus der Grenzgeschichte
Impression aus der Grenzgeschichte

Ein Thema, das hochaktueller kaum sein könnte: Welche Geschichten schreiben Grenzen? Und wie werden sie erzählt? Das Bildungsprojekt „Grenzgeschichten – crossing borders“, gefördert von der Bayerischen Sparkassenstiftung, beschäftigt sich seit 2014 mit dieser Frage, so auch im Rahmen der heutigen Präsentationsveranstaltung.

Wer Grenzen überwinden will, muss sich häufig mit anderen Menschen zusammentun – hierin offenbart sich die verbindende Wirkung von Grenzen. Auch das Storytelling-Portal grenzgeschichten.net basiert auf Zusammenarbeit. Es ruft Schüler und Studenten dazu auf, ihre Geschichten zum Thema Ländergrenzen gemeinsam mit Experten aus verschiedenen Branchen und Zeitzeugen zu erzählen – und das auf eine einzigartige Weise. Das Portal nutzt eine ortsbasierte Erzählstruktur, das heißt, jede Geschichte wird an ihrem Schauplatz verankert. Neben der Bayerischen Sparkassenstiftung unterstützt vor allem die Stiftung Zuhören das Projekt und macht ihren Namen zum Programm. Das Zuhören wird als Grundlage für das Geschichtenerzählen aktiv gelebt.

Aus Barrieren etwas Gemeinsames, Positives zu schaffen hat sich auch das Forschungsprojekt „Begegnungsraum Geschichte“ unter der Leitung von Prof. Dr. Andreas Michler (Universität Passau) in Kooperation mit der Universität Budweis vorgenommen. Das EU-Projekt unterstützt Lehrkräfte dabei, die bayerisch-böhmische Geschichte festen Bestandteil des Unterrichts werden zu lassen. Um deutsch-tschechische Grenzgeschichten drehte sich daher auch die heutige Veranstaltung an der Universität Passau. Nach der Begrüßung durch Prof. Dr. Michler, Prof. Dr. Václav Bůžek (Universität Budweis) und Dr. Ingo Krüger (Bayerische Sparkassenstiftung) wurde das Wort an die Studierenden übergeben, die Ergebnisse aus den Seminaren zum Thema Grenzgeschichten präsentierten.

Gleich drei der Grenzgeschichten widmeten sich der Tradition der Flößer: Der Holztransport auf dem Wasser, das sogenannte Triften, war einst ein wichtiger Wirtschaftszweig für Passau. Heute genießen die Einwohner die Natur rund um die Triftsperre an der Ilz, doch einst riskierten hier tagtäglich die Flößer bei der gefährlichen Arbeit ihr Leben. So begaben sich die Studierenden beispielsweise auf die Spuren des Flößers Josef Mirwald: Seine Lebensgrundlage war das Triften auf der Wottowa. Dank seines Tagebuches sind die alltäglichen Risiken und Anstrengungen seiner Tätigkeit gut dokumentiert.

Thematisch passend widmete sich auch ein weiterer Praxisworkshop der Studierenden dem Thema Holz. Die Geschichte „Circles of Life“ lässt einen Baum lebendig werden: Aus seiner Perspektive werden die Zeitgeschehnisse der letzten Jahrhunderte erzählt, die der Baum aufgrund seines stolzen Alters von 1.000 Jahren allesamt miterleben durfte. Nach seiner Fällung „spricht“ der Baum von seiner aufregenden Reise in ein zweites Leben: Auf dem Wasserweg wurde der Riese vom Jokesberg bis hin zur Weltausstellung nach Wien transportiert – ein berührendes Porträt eines Baum-Lebens.

Neben dem Triften wurden auch Familiengeschichten aus dem historischen Handwerk der Buchbinder und Glockengießer vorgestellt. Sowohl die multimedialen Beiträge auf der Grenzgeschichten-Homepage als auch die Veranstaltung selbst wurden auf Deutsch und Tschechisch präsentiert. Die Projekte der Studierenden beweisen eindrucksvoll, wie moderne, grenzüberschreitende Kommunikation möglich ist und liefern zugleich einen faszinierenden Einblick in die historischen Lebenswelten entlang der deutsch-tschechischen Grenze.