08.06.2017 | Zwischenbericht zur Umsetzung der Europäischen Kapitalmarktunion

Kapitalmarktunion muss dem Mittelstand nutzen

„Der heute veröffentlichte Bericht zur Umsetzung der Kapitalmarktunion zeigt, dass noch einige Weichenstellungen vorzunehmen sind, bevor die Regeln der Wirtschaft wirklich nützen können,“ erklärt Dr. Ulrich Netzer, Präsident des Sparkassenverbands Bayern. Den Unternehmen breitere Finanzierungsmöglichkeiten über den EU-Kapitalmarkt anzubieten und damit mehr Wirtschaftswachstum zu ermöglichen, sei ein guter Gedanke. „Doch jeder Vorschlag, das Finanzierungssystem in Europa zu ändern, muss an den tatsächlichen Bedürfnissen der Unternehmen gemessen werden. Aufgrund der mittelständischen Struktur unserer Wirtschaft zielen diese aber in der Regel auf einen Bankkredit, da eine Kapitalmarktfinanzierung zu teuer käme.“

Netzer betont: „Wir unterstützen die Pläne der EU-Kommission zur Schaffung einer Kapitalmarktunion, denn auch wir wollen, dass die Finanzierungsbedingungen der Wirtschaft gestärkt werden. Die Finanzierung von mittelständischen Unternehmen und Projekten kann aber nur mit einem System aus starken Banken und Sparkassen gelingen, das ein leistungsfähiger Kapitalmarkt ergänzt.“ Maßnahmen im Rahmen der Kapitalmarktunion dürften die Kreditfinanzierung durch Banken und Sparkassen daher keinesfalls beinträchtigen. Vielmehr müsse die Bankfinanzierung für den Mittelstand kurzfristig gestärkt werden.

Laut Netzer bieten die Beratungen zur Kapitalmarktunion deshalb eine weitere gute Gelegenheit, um spezifische mitgliedstaatliche Finanzmarktstrukturen zu stärken und regional ausgerichtete Kreditinstitute auch europaweit zu verankern. „Die Wettbewerbsfähigkeit von mittelstandsnahen Regionalbanken sollte gestärkt werden, indem sie von überzogenen Reporting- und Aufsichtsanforderungen entlastet werden. Damit wird automatisch auch die Mittelstandsfinanzierung gestärkt und das Wirtschaftswachstum verstärkt.“