30.10.2019 | Netzer: Fondsprodukte werden immer beliebter

Weltspartag 2019: Bayern denken in puncto Geldanlage um

Welche Bedeutung hat ein Weltspartag in Zeiten ohne Zinsen? Eine große sogar, meint Dr. Ulrich Netzer, Präsident des Sparkassenverbands Bayern: „Tot gesagte leben bekanntlich länger! Und das mit Recht, denn beim Sparen geht es in erster
Linie darum, Geld für später zurückzulegen. Nur wenn man etwas in den Beutel hineingelegt hat, kann man es auch wieder herausnehmen.“

Das Sparen bleibt damit zentrales Thema, beim Konsumgüterkauf wie beim Vermögensaufbau. Nach zehn Jahren europäischer Niedrigzinspolitik ist allerdings für alle offensichtlich, dass die Vermögensbildung durch Sparen nicht mehr auf dem klassischen Weg über Zinsen funktioniert: Das andauernde Zinstief führt zu einer Bewusstseinsänderung in der Gesellschaft. In 2019 sparten die Bayern in Summe zwar nicht mehr als in den Vorjahren. Um den wegfallenden Zinseszins-Effekt zu kompensieren setzen sie jetzt bereits vermehrt auf andere als die bisherigen, klassischen Sparprodukte wie das Wertpapiersparen. Diese und weitere Ergebnisse bestätigt das „Vermögensbarometer 2019“, eine bundesweite Studie des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, die regelmäßig zum Weltspartag durchgeführt wird.

Danach legt weit über die Hälfte aller befragten Bayern regelmäßig Geld zurück. Wer spart, tut dies in erster Linie für die eigene Altersvorsorge. Während jedoch vor zehn Jahren hauptsächlich Tages- und Termingelder, Riester-Produkte und das „rote Sparbuch“ gefragt waren, erfreuen sich gerade in der Niedrigzinsphase Fondsprodukte immer größerer Beliebtheit. Immerhin knapp ein Viertel der Sparwilligen hält inzwischen auch Aktien. Die selbstgenutzte Immobilie allerdings bleibt nach wie vor Spitzenreiter in der privaten Vermögensbildung. Netzer empfiehlt, individuelle Sparvorlieben spätestens jetzt an die „neue Normalität“ anzupassen. Allerdings müsse die Anlageform gut gewählt sein: „Fast drei Viertel unserer gesamten Kundeneinlagen werden auf dem Girokonto geparkt. Da „vermehrt“ sich heutzutage aber nichts – im Gegenteil. Wir alle müssen umdenken. Geld soll nicht chillen, sondern arbeiten!“

Unabhängig von der Zinssituation empfinden die Bürger im Freistaat auch 2019 ihre persönliche, finanzielle Situation mehrheitlich als (sehr) gut. Dennoch gibt es seit vielen Jahren ein „stabiles Fünftel“ derer, das angibt, nichts sparen zu können und ein weiteres, das sich gar vor Altersarmut fürchtet. Netzer spricht sich vor diesem Hintergrund erneut für das Sparen aus: „Wir wissen nicht, welche finanziellen Herausforderungen uns in der Zukunft mit dem Alter erwarten. Es ist sinnvoll, bereits in jungen Jahren mit der Vorsorge zu beginnen.“ Netzer fordert aber auch mehr staatliche Unterstützung für die Altersvorsorge: „Nachdem unsere Staatshaushalte schon eine ganze Weile von Nullzinsen profitieren, sollte den Bürgern ein Stück dieses Vorteils in Form einer Vorsorgeförderung weitergegeben werden. Statt mit einer Finanztransaktionssteuer den Aktienerwerb noch zu behindern, sollte man das Aktiensparen als Altersvorsorge-Instrument staatlich fördern. Andere europäische Länder sind uns hier um Längen voraus. Die bayerische Regierung ist mit dem Baukindergeld schon ähnliche Schritte gegangen.“