Während die Unternehmen in den ersten Pandemiemonaten 2020 sehr schnell um 32,1 Prozent mehr Darlehen als im Jahr zuvor nachgefragt hatten und erhielten, lag das Wachstum der Darlehenszusagen ausgehend vom hohen Vorjahresniveau im ersten Halbjahr 2021 folgerichtig wieder unter diese, Wert (‑10,4 Prozent). Die zugesagte Darlehenssumme an Firmenkunden lag indes erneut bei insgesamt 9,4 Milliarden Euro, das sind knapp 90 Prozent des Vorjahreswerts für das erste Halbjahr und somit annähernd auf gleichem Rekordniveau.
Davon stammten lediglich 419,6 Millionen Euro aus staatlichen Förderprogrammen zur Corona-Hilfe, die Nachfrage der berechtigten Unternehmer nimmt somit inzwischen deutlich ab (2020 insgesamt 2,1 Milliarden Förderkredite, Antragstellung noch bis Ende 2021 möglich), während die Finanzierung aus Mitteln der Sparkassen ungebrochen angenommen wird. Insgesamt sind derzeit nur noch 25 Prozent der Förderkredite aus Corona-Hilfsprogrammen, alles andere geht bereits in die Bereiche Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Wachstum und Stabilisierung. Der Gesamtbestand an Corona-Förderdarlehen belief sich am Ende des zweiten Quartals 2021 auf 12.765 Darlehen mit einem Gesamtvolumen von 2.523 Millionen Euro.
Die Stimmung im Handwerk wie auch in der Industrie hat sich mit Ende des Lockdowns gut erholt, die Auftragslage verbessert sich. Die Auswirkungen von CoVid19 sind aber noch nicht ausgestanden: Die Industrie ist z. B. weiterhin unter den Lieferengpässen bei wichtigen Rohstoffen wie Holz, und Kunststoff sowie bei Vorprodukten wie Speicherchips konfrontiert. Schiffscontainer sind Mangelware, die verfügbaren Frachtvolumina damit stark zurückgegangen und die Containerfrachtkosten gestiegen. Wegen knapper Rohstoffe müssen zurzeit immer öfter Aufträge storniert oder verschoben werden. Auch in Bayern haben Holzbauer, Schreiner, Zimmerleute und Dachdecker zwar volle Auftragsbücher, aber wenig Material.
Die Firmenkunden der bayerischen Sparkassen haben in der Regel während der Lockdowns ihre Liquidität geordnet, die Risiken sind damit überschaubar und es gibt im Moment kaum Ausfälle. Das Firmenkundengeschäft läuft damit im Grunde genommen nahezu normal weiter. In der Regel haben die Unternehmen die Pandemie auch genutzt, um ihre Kosten deutlich nach unten zu schrauben. Die staatlichen Hilfen – vom Kurzarbeitergeld bis zur Ausfallzahlung für entgangene Umsätze – halfen, diese stille Restrukturierung durchzusetzen. Im Aufschwung dürften sich die verschlankten Kostenapparate dann in steigenden Profiten niederschlagen. Für die Kunden, die Einzelhandel in den Innenstädten betreiben, sind allerdings weitere Unterstützungsmaßnahmen, wie z. B. Sonntagsöffnungen, angezeigt, um wieder zu einer angemessenen Umsatzentwicklung zu kommen.
Wenn auch im Moment keine größere Betroffenheit der Sparkassenkunden absehbar ist, so blicken die Sparkassen mit Vorsicht auf den Herbst 2021 und die Folgezeit. Denn in der internen Einordnung der Sparkassen zeichnen sich deutliche Verschiebungen ab – es liegt inzwischen weniger Kreditbestand bei nicht oder kaum betroffenen Branchen, dafür sind einige Firmen in der Zuordnung in Kategorien mit leicht erhöhtem Ausfallrisiko gewandert.
Insgesamt beobachten die Sparkassen aber derzeit bei ihren mittleren und größeren Unternehmenskunden so wenig Konkurse wie seit Jahren nicht mehr. Staatshilfen und die hohe Liquidität verhindern eine Pleitewelle auch in den bayerischen Regionen, obwohl inzwischen wieder die regulären Antragspflichten für Insolvenzen gelten. Lediglich bei kleineren Unternehmen müssen auch die Sparkassen eine Zunahme von Unternehmensaufgaben verzeichnen.
Das Hausbank-Prinzip hat sich also in der Krise bewährt. Die Sparkassen haben nur einen äußerst geringen Anteil von ausfallgefährdeten Krediten, sogenannten Non-Performing-Loans (NPL),in ihren Kreditbüchern. Angesichts der massiven Auswirkungen von Covid-19 auf die europäische Wirtschaft erwägt die EZB allerdings inzwischen Maßnahmen, die Rückschläge für die Stabilität des europäischen Bankensektors verhindern sollen. Neue Regeln für die Sekundärmärkte sollen es den europäischen Banken erleichtern, NPL abzustoßen. Ausfallgefährdete Kreditengagements sollten demgemäß nicht länger als drei Jahre gehalten und spätestens dann abgestoßen werden, um die Bilanzen zu entlasten. Erwogen werden auch gesetzliche Vorgaben für den verpflichtenden Weiterverkauf von NPL. Sie sollen dann gebündelt und als Wertpapiere vertrieben werden können. Roland Schmautz, Vizepräsident des Sparkassenverbands Bayern warnte eindringlich vor einer harten gesetzlichen Regelung: „Der Verkauf und die Verbriefung von NPL darf nicht zur Pflicht werden. Wir Sparkassen sind dafür bekannt, dass wir unsere Kunden langfristig begleiten – wir verkaufen sie doch nicht an Hedgefonds! Dazu braucht es eventuell manchmal etwas mehr Geduld und Durchhaltevermögen, doch wir kennen unsere Kunden ganz genau und können selbst entscheiden, wie lange wir ein Kreditengagement halten. Manche Bank in südeuropäischen Staaten braucht vielleicht eine solche Entlastung, wir aber nicht. Die Verpackung der NPL in Wertpapiere erinnert außerdem stark an die Vehikel, die mit zweitklassigen Hypothekendarlehen besichert waren – besser bekannt als Mortgage-Backed-Securities – die 2008 zur Subprime- und in Folge dann zur Finanzkrise geführt haben.“