25.03.2021 | Bayerische Sparkassen: Digitalisierungsschub in der Corona-Krise

Kunden gehen verstärkt online

Roland Schmautz: "Mit der digitalen Transformation wird das Banking der Sparkassen immer einfacher und bequemer – mit vielen digitalen Services und persönlicher Beratung."

Die Corona-Pandemie wirkt als Beschleuniger in nahezu allen Entwicklungstrends der Sparkassen. So hat sie auch für einen großen Schub bei der Nutzung digitaler Angebote gesorgt, die Zahlungsgewohnheiten verändert und auch die Selbständigkeit der Kunden in der Erledigung ihrer Bankgeschäfte ohne Besuch in einer Geschäftsstelle weiter erhöht.

Banking goes digital

Im Verlauf des Jahres 2020 haben 500.000 Sparkassenkunden in Bayern einen neuen Online-Banking-Vertrag abgeschlossen, der es ihnen erlaubt, ihre Finanzgeschäfte bequem und sicher von zu Hause und mobil zu erledigen.  Auch Unternehmenskunden erledigen immer mehr Bankgeschäfte ausschließlich online, nutzen seltener ihre Bankfiliale. Dieser Trend hatte sich ebenfalls zuvor schon abgezeichnet, mit den Corona-Beschränkungen aber deutlich verstärkt.

Die bayerischen Sparkassen haben diese Entwicklungen aufgegriffen und den Umbau ihres Filialnetzes auch im Pandemiejahr 2020 fortgesetzt. Sie unterhielten zum Jahresende 2.009 personenbesetzte Geschäftsstellen und Beratungscenter, das sind 8,7 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Roland Schmautz, Vizepräsident des Sparkassenverbands Bayern, erläuterte heute in München: „Die Krise zeigt, dass noch weniger Kunden auf die Filialen als alleinigen Anlaufpunkt angewiesen sind, als bisher gedacht. Wir sehen das an den steigenden Online-Zahlen einerseits und an der sinkenden Kundenfrequenz in unseren Geschäftsstellen andererseits. Doch wir wissen auch um die Kundengruppe, die nicht online-affin ist und weiterhin persönlichen Zugang wünscht. Deshalb bleiben wir zusätzlich zur Bündelung unserer Kompetenzen an Infrastrukturintensiven Orten – wenn auch in veränderter Dichte – in der Fläche präsent.“ Weiter betonte Schmautz: „Gerade bei großen Finanzierungen, in der Altersvorsorge und Vermögensberatung, aber auch im Firmenkundengeschäft schätzen viele unserer Kunden das persönliche Gespräch sehr. Das wird auch in absehbarer Zukunft nicht zu ersetzen sein. Im Mittelpunkt bleibt bei uns der Kunde mit all seinen Plänen – selbst, wenn wir an einigen Stellen Maßnahmen zur Effizienzsteigerung und zur Ertragsstabilisierung aufsetzen müssen.“ Die 64 bayerischen Sparkassen betreiben ein immer noch dichtes Netz von 2.009Geschäftsstellen (2019: 2.195), 617 Selbstbedienungs-Geschäftsstellen (2019: 556) und 3.542 Geldautomaten (2019: 3.599). Diese Anlaufstellen werden ergänzt durch Kundenservicecenter für das Telefonbanking und digitale Beratungscenter. Sie haben ihre Kapazitäten in den Lockdowns aufgestockt und führen bereits viele Beratungen telefonisch oder per Skype durch. „Die Zahl der Geschäftsstellen nimmt zwar ab, doch die Kontakte mit den Kunden steigen an, weil wir alle Kanäle bis hin zum Chat nutzen. Auch die Beratung kommt mittlerweile immer öfter vom Homeoffice in die Wohnzimmer der Kunden,“ so Schmautz.

Parallel bauen die Sparkassen die digitalen Zugangswege für ihre Kunden aus. Basis ist dabei das Online-Banking, auf dem zahlreiche Zusatzleistungen aufbauen. 2020 wurden allein in Bayern 3,5 Millionen Kontoauszüge in die ePostfächer der Kunden eingestellt und viele Kunden nutzen das Multibanking-Angebot und integrieren Fremdbankverbindungen in ihr Sparkassen-Online-Banking.

Die Interaktionen über die Internet Filiale – der mittlerweile größten Filiale der Sparkassen – oder über die S-App – steigen stark, die Sparkassen konnten die Zahl der Transaktionen binnen 12 Monaten fast verzehnfachen. Schmautz erwartet noch mehr: „Wir rechnen damit, dass sich die Entwicklung fortsetzt und wir in den kommenden zwei Jahren mindestens eine weitere Verdopplung sehen werden. Auch die Online-Produktabschlüsse wachsen ordentlich – beim S-Privatkredit etwa haben wir einen Zuwachs um 58 Prozent in 2020 erlebt. Wertpapier-Transaktionen sind je nach Art sogar um zwischen 344 bis 806 Prozent gestiegen.“

Das Vertrauen in das digitale Banking wächst, auch die Offenheit der Kunden für die mobile Nutzung. Die Corona-Zeit sorgt daher auch für einen Anstieg der Nutzerzahlen der S-App, die regelmäßig als eine der besten und beliebtesten Banking-Apps ausgezeichnet wird. Zum Jahreswechsel nutzten 10,8 Millionen Nutzer in Deutschland die S-App, das sind 19 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. In Bayern nutzen 1,5 Millionen Menschen die S-App. Zur Nutzung der App gehört auch das peer-to-peer-Zahlverfahren Kwitt, dessen Nutzerzahl im Corona-Jahr 2020 um mehr als 50 Prozent gestiegen ist.

 

Elektronisch Bezahlen

In der Krise setzt sich auch der Wandel zur Karten- oder Mobilzahlung am Point-of-Sale in den Geschäften weiter fort. So nutzten auch die Sparkassenkunden verstärkt elektronische Bezahlverfahren. Deutschlandweit stieg etwa der Einsatz der girocard in 2020 um 23 Prozent, dabei wurden rund 13 Prozent mehr Umsätze getätigt: Insgesamt haben die Sparkassen-Kunden 2,6 Milliarden Mal mit ihrer Sparkassen-Card – der in Deutschland meistgenutzten girocard – bezahlt. Vor allem das kontaktlose Bezahlen begegnete dem ausgeprägten Wunsch der Kunden und des Handels nach Abstand und Hygiene. In Bayern sind bereits alle Sparkassen-Cards mit dieser Funktion ausgestattet. Fast 67 Prozent der Kartenzahlungen werden auch bereits kontaktlos ausgeführt, der Durchschnittsbon beträgt dabei derzeit ca. 37,40 Euro. Schmautz: „Wir gehen davon aus, dass dieser Schub im Wandel von Bargeld zur Karte bzw. zum Smartphone nachhaltig ist. Die Kunden gewöhnen sich immer mehr an die Vorteile des Bezahlens ohne Bargeld.“

Ein wachsender Anteil der Kunden geht einen Schritt weiter und bezahlt immer öfter auch mit dem Smartphone. Bereits vor zweieinhalb Jahren haben die Sparkassen die Karte zum Bezahlen ins Handy wandern lassen. Seit August 2018 können Sparkassen-Kunden mit der App „Mobiles Bezahlen“ (1,8 Millionen Kunden) auf ihrem Android-Smartphone und seit Dezember 2019 auch iPhone-Nutzer mobil bezahlen: Apple Pay war zunächst nur mit Kreditkarte nutzbar, die Sparkassen konnten aber bereits im Spätsommer 2020 als erste Kreditinstitute auch die girocard hinterlegen. Zum Jahresende gab es bereits 1,5 Millionen Apple Pay-Nutzer unter den Sparkassen-Kunden, das sind laut Jennifer Bailey, Vizepräsidentin von Apple, „nochmals dreimal mehr als im August“. Schmautz sieht die bayerische Sparkassen hier im Aufwärtstrend: „Mit jedem Tag des verlängerten Lockdowns werden mehr digitale Services angenommen, die dann auch dauerhaft in den Alltag integriert werden – das gilt auch für Bezahlverfahren aus der Hosentasche.“

Abschließend warf Schmautz einen Blick in die Zukunft des Bezahlens in Europa und erklärte das Ziel der EPI – European Payment Initiative: „Perspektivisch sollen alle Bezahlarten unter einem Dach zusammengeführt werden. Ziel ist es, die verschiedenen Verfahren für Online-, Karten- und Mobile-Zahlungen aus den europäischen Ländern in einem einheitlichen europäischen Zahlungssystem zusammenzuführen. Für unsere Kunden soll die Bezahl-Welt auf europäische Weise einfach werden, statt auf amerikanische oder chinesische.“

In einem ersten Schritt werden ab Mai die deutschen Banken und Sparkassen ihre Online-Bezahlverfahren paydirekt, giropay und Kwitt unter der Marke giropay zusammenführen. Perspektivisch soll dann auch die girocard integriert werden. Mit der gemeinsamen Marke giropay wird die Basis für einen neuen Standard gesetzt, der Bequemlichkeit, Sicherheit und europäischen Datenschutz miteinander verbindet.

Zusammenfassend resümierte Schmautz: „Mit der digitalen Transformation wird das Banking der Sparkassen immer einfacher und bequemer – mit vielen digitalen Services und persönlicher Beratung.“