12.02.2021 |
„Roadmap“ des Präsidenten der Banque de France für Rolle der EZB im Kampf gegen den Klimawandel
Reuter: Klimaschutz im Finanzsektor achtsam angehen
Wie die Börsen-Zeitung heute berichtet, hat der Präsident der Banque de France, François Villeroy de Galhau, eine Roadmap zur Rolle der Europäischen Zentralbank im Kampf gegen den Klimawandelvorgelegt. Er forderte unter anderem eine Überarbeitung der Geldpolitik und die Neuausrichtung der Anleihekaufprogramme anhand von Klimakriterien, so dass Papiere von als „grün“ deklarierten Unternehmen bevorzugt erworben würden. Ein stärker auf den Klimaschutz ausgerichtetes Vorgehen der Zentralbank erfordere keine weitere Lockerung der Geldpolitik, sondern vielmehr eine Neu-Kalibrierung der EZB-Werkzeuge. In einem zweiten Schritt sollten dann Kreditinstitute in die Pflicht genommen werden, bei der Kreditvergabe klimabezogene Aspekte stärker zu berücksichtigen.
Obwohl er sich für einige Forderungen der Roadmap offen zeigte, bezeichnete es Bundesbank-Präsident Weidmann dem Bericht zufolge als falsch, die Geldpolitik als Mittel der Klimapolitik zu nutzen, z.B. indem „grüne“ Wertpapiere bevorzugt und Anleihen von kohlenstoffintensiven Unternehmen ausgeschlossen würden. Auch Prof. Dr. Ulrich Reuter, Präsident des Sparkassenverbands Bayern, warnt davor, den Klimaschutz zu stark über umgedeutete Instrumente zu fördern: "Natürlich ist es gangbar, im Einsatz gegen den Klimawandel auch die Hebel von Geldpolitik, Kapitalmarkt und Bankenaufsicht zu nutzen. Auch die Sparkassen bekennen sich mit ihrer breit getragenen Selbstverpflichtung für klimafreundliches und nachhaltiges Wirtschaften zu diesem Ziel und achten zunehmend auf Nachhaltigkeitsaspekte in Produkt- und Risikosteuerung. Doch es muss klar sein, dass Institutionen der Geldpolitik ebenso wie Banken und Sparkassen grundsätzlich und vorrangig eine andere Aufgabenstellung haben. Und gerade derzeit stehen wichtige andere Ziele im Brennpunkt: Wir brauchen z.B. eine stabile Finanzpolitik als Rahmen für eine solide Kreditversorgung von Mittelstand und Bürgerschaft während der Pandemie-Zeit und danach. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht zu früh zu viel zur gleichen Zeit wollen. Zudem sollte der Grundsatz ‘ein Ziel – eine Politik' nicht vergessen werden, wenn wir wirksam unterschiedliche Ziele in Einklang bringen wollen."