22.02.2022 | Bayerische Sparkassen: Wachstum in Corona-Zeiten

Stabil und solide bei Unsicherheit und Nervosität im Finanzmarkt

Prof. Dr. Ulrich Reuter, Präsident des Sparkassenverbands Bayern auf der Jahrespressekonferenz der bayerischen Sparkassen am 22.02.22 in München
Prof. Dr. Ulrich Reuter, Präsident des Sparkassenverbands Bayern auf der Jahrespressekonferenz der bayerischen Sparkassen am 22.02.22 in München

„Trotz der konstant schwierigen Rahmenbedingungen verlief das Jahr 2021 zufriedenstellend für die bayerischen Sparkassen,“ stellte Prof. Dr. Ulrich Reuter, Präsident des Sparkassenverbands Bayern, heute in München fest.  „Dass sie jetzt mit den Ergebnissen durchaus einverstanden sein können, haben sie durch intensive und konsequente Arbeit an Strukturen und Kosten erreicht. Eine Stabilisierung der Erträge deutet sich an; der Rückgang des Betriebsergebnisses setzt sich verlangsamt fort. Der extreme Margendruck wird allerdings auch mit den in Aussicht gestellten Zinsbewegungen fortbestehen. Die Sparkassen sehen sich weiterhin großen Herausforderungen gegenüber, auch durch sich veränderndes Kundenverhalten.“

Schlaglichter zum Jahr 2021

  • Die Kreditnachfrage bewegte sich 2021 erneut auf Rekordniveau, der Einlagenzustrom war geringer als im Jahr zuvor. Ein massiver Passivüberhang von fast 35 Milliarden Euro, den die Sparkassen größtenteils zu einer negativen oder niedrigen Verzinsung im Markt investieren müssen, bleibt allerdings trotzdem.
  • Das Kreditvolumen der bayerischen Sparkassen lag 2021 bei knapp 160 Milliarden Euro, nachdem im Vorjahr erstmals die Marke von 150 Milliarden Euro überschritten worden war. Das ist mit +6,2 Prozent die höchste Wachstumsrate der letzten 15 Jahre.
  • Auch das Kreditneugeschäft blieb im zweiten Pandemiejahr auf Rekordniveau: Die Darlehenszusagen an Unternehmen und Selbständige betrugen erneut fast 20 Milliarden Euro (2020: +18 Prozent). Davon entfielen 2021 790 Millionen Euro auf vermittelte staatliche Förderkredite (über 4.000 Anträge), die während der erneuten Corona-Beschränkungen nötig geworden waren.
  • Die Sparkassen haben in der Pandemie ihre Aufgabe erneut geräuschlos erledigt und die regionale Wirtschaft wirkungsvoll unterstützt. Hier hat sich das Hausbankprinzip abermals bewährt, Kreditentscheidungen konnten aufgrund der vielen bereits langwährenden vertrauensvollen Geschäftsbeziehungen bei sicherer Informationslage schnell und ruhig getroffen werden.
  • Im zweiten Pandemiejahr hat sich das Einlagenwachstum abgeschwächt fortgesetzt. Die Einlagen der bayerischen Sparkassen stiegen auf 194,5 Milliarden Euro, das Wachstum war mit +3,7 Prozent zwar nur etwa halb so hoch wie im ersten Corona-Jahr 2020, dennoch bleibt ein deutlicher Einlagenüberhang. Die bayerischen Sparkassen sehen mit gemischten Gefühlen auf den hohen Überschuss – hohe Einlagen empfinden sie als Vertrauensbeweis der Kunden, doch ist er für sie in Negativzins-Zeiten mit Ertragsbelastung verbunden.
  • Das Einlagenwachstum geht erneut vor allem auf einen Anstieg der täglich fälligen Gelder zurück. Mit +5,5 Prozent fiel es aber nur ca. ein Drittel so hoch aus wie im Vorjahr (+14,2 Prozent), in dem pandemiebedingter Konsumverzicht und die Umschichtung von Sparverträgen zu einer noch stärkeren Zunahme geführt hatten. 2021 wurde die Zunahme stärker von Unternehmen und Öffentlichen Haushalten getragen.
  • 2021 setzte sich das Wachstum des Wertpapiergeschäfts fort: Der Umsatz stieg um 20,3 Prozent auf 28,8 Milliarden Euro, der Beitrag zur Geldvermögensentwicklung der Kunden hat sich verdoppelt.
  • Der Zinsüberschuss erodierte im Negativzinsumfeld auch 2021 weiter – der große Markterfolg der bayerischen Sparkassen verpufft, bevor er sich in den Ergebnissen niederschlagen kann. Der bereits seit 10 Jahren anhaltende Negativtrend hat sich 2021 allerdings erstmals verlangsamt.

Auch im laufenden Jahr 2022 erwarten die bayerischen Sparkassen ein solides Wachstum im Kredit- und im Wertpapiergeschäft mit weiteren positiven Effekten auf die Ertragslage durch ihre flankierenden Maßnahmen.

 

2021 im Detail

Geschäftsentwicklung im zweiten Pandemiejahr

 

Unternehmenskunden 2021: Erneuter Kreditrekord mehr lesen schließen

Unternehmen und Selbständige sind weiterhin die größte Kundengruppe im Kreditgeschäft der bayerischen Sparkassen: Sie stehen für 54 Prozent aller vergebenen Kredite (Gesamtvolumen Kredite: 159,9 Milliarden Euro). Gleichzeitig halten sie knapp 15 Prozent der Einlagen bei den Sparkassen. Die tiefe Verwurzelung im mittelständischen Firmen- und Gewerbekundensegment nimmt immer noch zu, Handwerk und Selbständige sehen ihre lokalen Sparkassen als erste Ansprechpartner in Finanzierungsfragen. Reuter: „Sparkassen sind seit vielen Jahrzehnten das finanzielle Rückgrat für die Betriebe in den Regionen und stehen damit dort auch für wirtschaftlichen Erfolg und sichere Arbeitsplätze. Die hohe Nachfrage nach Krediten zeigt außerdem, dass das Modell, Einlagen einzusammeln und Kredite auszureichen, aktueller denn je und damit noch längst nicht überholt ist, wie es manche zu glauben scheinen.“

Unternehmenskredite boomen weiterhin  

Die Sparkassen konnten ihren Bestand an Unternehmenskrediten 2021 um 5,8 Prozent auf 85,9 Milliarden Euro ausweiten. Reuter betonte: „Das Kreditvolumen wächst beständig auf hohem Niveau. Auch im zweiten Pandemiejahr sind wir eng an der Seite unserer Unternehmens- und Gewerbekunden gestanden, haben so auch über manche Engstelle infolge der Lockdowns oder der Lieferengpässe hinweghelfen können.“ Auch nach den unerwarteten, schnellen und rigorosen Einschränkungen im ersten Pandemiejahr haben sich viele Kunden wiederholt mit Liquidität eingedeckt, um Engpässen begegnen zu können. Hier zeigt sich erneut der Vorteil des Hausbankprinzips gegenüber anonymen Plattformen: Kontinuierlich gepflegte Kundenbeziehungen und damit die langjährige Kenntnis der jeweiligen Geschäftsmodelle sowie die Vertrautheit mit den Verhandlungspartnern hat schnelle Einschätzungen oft erst möglich gemacht.

 

2017

2018

2019

2020

2021

Kreditvolumen Unternehmen(in Mrd. €)

68,2

72,1

76,3

81,2

85,9

Veränd. ggü. Vorjahr

+5,6 %

+5,6 %

+5,9 %

+6,3 %

+5,8

 

Auch das Kreditneugeschäft blieb im zweiten Pandemiejahr auf Rekordniveau: Im Jahr 2021 wurden neue Darlehenin Höhe von 19,6 Milliarden Euro an Unternehmen und Selbständige zugesagt. Das sind fast genauso viele wie im Corona-Jahr 2020, in dem die Darlehenszusagen um 18,2 Prozent gewachsen waren. Auch die Darlehensauszahlungen an Unternehmen bleiben auf dem hohen Vorjahresniveau, sie betrugen erneut knapp 18 Milliarden Euro (‑0,4 Prozent).

Reuter dazu: „Die Einschränkungen durch Corona-Maßnahmen führten erneut zu Geschäftseinbrüchen, Überbrückungen wurden notwendig, so dass die Vorkrisen-Kreditnachfrage wieder deutlich übertroffen wurde. Wie 2020 wurden auch im letzten Jahr staatliche Förderkredite vermittelt, die weitaus größere Rolle im Finanzierungsmix der Unternehmen spielten jedoch wieder die Kredite der Sparkassen aus eigenen Mitteln. Die Entwicklung aus 2020 hat sich dabei fortgesetzt: Es wurden nicht nur sicherheitshalber Kreditlinien eröffnet, sondern auch tatsächlich in Anspruch genommen.  Der Kreditvergabespielraum ist damit jedoch bei Weitem nicht ausgeschöpft, die Kunden erleben alles andere als eine Kreditklemme. Das zeigt sich auch an unseren Margen.“

 

 

2017

2018

2019

2020

2021

Darlehenszusagen

Unternehmen 
 (in Mrd. €)

15,1

16,1

16,9

19,9

19,6

Veränd. ggü. Vorjahr

+9,1 %

+7,1 %

+4,5 %

+18,2 %

-1,5 %

 

Von Mitte März 2020 bis zum Jahresende 2021 haben die bayerischen Sparkassen 2,9 Milliarden Euro an Förderdarlehen im Rahmen der Corona-Hilfe vermittelt. Insgesamt waren das fast 14.000 bewilligte Anträge bei KfW, LfA und der Landwirtschaftlichen Rentenbank. 2021 hat sich das Tempo verringert, mit den Erleichterungen zur Jahresmitte ist auch das Antragsvolumen gesunken (rund 4.000 Anträge mit einer Fördersumme von knapp 800.000 Euro).

„Die bayerischen Sparkassen haben ihre Aufgabe in der Pandemie auch 2021 geräuschlos erledigt und die regionale Wirtschaft wirkungsvoll unterstützt. Hier hat sich das Hausbankprinzip erneut bewährt, Kreditentscheidungen konnten aufgrund der vielen bereits langwährenden vertrauensvollen Geschäftsbeziehungen schnell und ruhig getroffen werden,“ so Reuter.

Die Unternehmen und Selbständige in Bayern haben 2021 auch ihre Sichteinlagen bei den Sparkassen wieder deutlich aufgestockt (+11,1 Prozent). Sie sichern sich Liquidität und verschieben häufig auch weiterhin Investitionen auf die Zeit nach Covid 19. Gerade die mittelständischen Unternehmen haben sich auch im zweiten Krisenjahr wieder als besonders widerstandsfähig gezeigt. Aufgrund einer guten Eigenkapitalausstattung und der Fähigkeit, äußerst flexibel auf veränderte Gegebenheiten zu reagieren, haben 93 Prozent der Unternehmen auch im Jahr 2021 einen Gewinn erzielt. Die Unternehmens- und Gewerbekunden der bayerischen Sparkassen haben daher die Herausforderungen der Corona-Krise erneut ohne große Ausfälle gemeistert. „Trotz der wechselhaften wirtschaftlichen Dynamik haben wir bislang keine größere Insolvenzserie gesehen. Viele Sparkassen-Kunden kämpfen in erster Linie mit Lieferkettenschwierigkeiten und inflationsbedingten Energiepreissteigerungen, finden sich aber derzeit in keiner existenzbedrohenden Situation,“ berichtete Reuter. „Wir hoffen, dass das so bleibt.“

Privatkunden 2021: Einlagenzufluss verlangsamt sich mehr lesen schließen

7,5 Millionen Privatkunden bilden insgesamt die größte Kundengruppe der bayerischen Sparkassen: Sie stehen für 26,2 Prozent des Kreditvolumens und 77,4 Prozent aller Einlagen (Private Einlagen: 150,6 Milliarden Euro).

Verlangsamter Zuwachs privater Kundeneinlagen

Die Einlagen der Privatkunden sind auch im zweiten Pandemie-Jahr 2021 deutlich angestiegen, jedoch nicht mehr so stark wie 2020: Sie legten um 3,2 Milliarden Euro bzw. +2,2 Prozent zu.

 

2017

2018

2019

2020

2021

Einlagenvolumen priv.

(in Mrd. €)

128,1

133,8

140,0

147,4

150,6

Veränd. ggü. Vorjahr

+4,0 %

+4,4 %

+4,6 %

+5,3 %

+2,2 %

Dieses Einlagenwachstum geht erneut vor allem auf einen Anstieg der täglich fälligen Gelder/Sichteinlagen zurück, der mit +3,7 Prozent aber weniger als ein Drittel des Vorjahresanstiegs betrug. Kunden parken aber nach wie vor Geld in Sichteinlagen, die zwar keinen Zinsertrag abwerfen, aber sicher sind. Alle anderen Einlageformen, vor allem Spareinlagen, waren auch 2021 wieder rückläufig, da die Niedrigzinssituation rentierliche Geldeinlage verhindert.

 

 

2017

2018

2019

2020

2021

Sichteinlagen priv.

(in Mrd. €)

82,3

89,1

97,4

110,3

114,4

Veränd. ggü. Vorjahr

+8,2 %

+8,3 %

+9,4 %

+13,2%

+3,7 %

 

Reuter dazu: „Die privaten Haushalte haben über das Gesamtjahr erneut weniger Geld ausgegeben als vor der Pandemie und das Geld einfach auf den Girokonten stehen lassen. Die Sparquote verharrt nach einem Sommerintermezzo erneut auf hohem Niveau. Vorübergehende Schließungen im Einzelhandel bremsten den Konsum und auch wenn der Sommer Erleichterungen gebracht hat – die Pandemie hat die Menschen sparsam werden lassen und so hat sich wieder viel Geld auf der hohen Kante angesammelt. Aus Sorge vor Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit infolge der Pandemie haben viele auch Anschaffungen zurückgestellt und auf Reisen verzichtet.“

Als Kehrseite der Medaille leiden Handel und Gastronomie unter dem Minderkonsum, und Kreditinstitute, die diese anwachsenden Verbraucherkonten führen, sind besonders von der Negativzinssituation betroffen. Die unsichere wirtschaftliche Lage belastet letztlich fast alle Wirtschaftsteilnehmer. „Die Sparkassen spüren die deutliche Belastung durch die immer weiterwachsende Überschussliquidität, denn ihr Zinsergebnis steht damit auch weiterhin unter hohem Druck, so dass die Institute mit Begrenzungsmaßnahmen reagieren müssen,“ so Reuter.

Private Immobilienkredite mit Rekordwachstum

„Niemand bringt mehr Menschen in die eigenen vier Wände als die Sparkassen und Landesbausparkassen,“ freute sich Reuter beim Blick auf das Wohnbau-Geschäft mit Privaten im Jahr 2021. „Dafür gibt es uns Sparkassen, dass wir Wege bereiten für Wohneigentum und damit auch für die solide Vermögensanlage und Altersvorsorge.“ 91 Prozent der 2021 ausgereichten Kredite der Sparkassen an Privatpersonen waren Immobilienkredite (60,5 Milliarden Euro). Der Bestand nahm um 7,7 Prozent zu, das ist die höchste Wachstumsrate seit 17 Jahren und macht 2021 zum erneuten Rekordjahr. In der Pandemie haben sich viele Menschen auf ihre Wohnsituation besonnen und gleichzeitig das für sie günstige Zinsniveau ausgenutzt. Investitionen in Sachwerte wurden außerdem durch die 2021 bereits deutlich erhöhte Inflation ausgelöst.

2021 konnte auch das Neugeschäft wieder gesteigert werden, allerdings nicht mehr so stark wie in den beiden Vorjahren: Die Zusagen für Wohnungsbaukredite an Privatpersonen wuchsen um 8,6 Prozent auf 13,7 Milliarden Euro nach fast doppelt so hohen Wachstumsraten in den vorhergehenden beiden Jahren.

Zwei Drittel aller Immobilienkredite der Sparkassen laufen auf private Kreditnehmer. Der Immobilienmarkt verengt sich aber, vor allem in Ballungsgebieten, zusehends. Daher konnte auch die Sparkassen-Immobilien-Vermittlungsgesellschaft 2021 nur noch 7.691 (2020: 9.397) Objekte an Sparkassen-Kunden vermitteln. Reuter: „Der Markt boomt anhaltend, doch die Nachfrage kann nicht befriedigt werden. Es wäre daher enorm wichtig, die Weichen für den Wohnungsbau auf freie Fahrt zu stellen. Denn angesichts des immer knapperen Angebots und damit weiter steigender Preise entfernen sich inzwischen immer mehr junge Menschen vom Gedanken an Wohneigentum, das doch ein Baustein ihrer Altersvorsorge sein könnte. Wir brauchen hier jede Form von Wohnbauförderung. Was wir nicht brauchen, sind kontraproduktive Maßnahmen wie die Verteuerung von Immobilienkrediten durch regulatorische Maßnahmen oder eine Verknappung der staatlichen Förderung.“

Immobilienentscheidungen von morgen bereiten die Kunden bereits heute mit dem Abschluss eines Bausparvertrags vor. 2021 konnten die bayerischen Sparkassen 64.940 Bausparverträge bzw. eine Bausparsumme von 4,45 Milliarden Euro vermitteln. 

Geldvermögensbildung: Wertpapiere tragen immer mehr bei mehr lesen schließen

2021 war erneut ein Wertpapierjahr bei den Kunden der bayerischen Sparkassen. Der Umsatz stieg um 20,3 Prozent auf 28,8 Milliarden Euro, diesmal wieder in erster Linie getragen durch den Handel mit festverzinslichen Wertpapieren und Investmentfonds. Im Jahr zuvor waren es Aktien und Optionsscheine gewesen, die für einen Spitzenwert im Wertpapierumsatz gesorgt hatten. Der Nettoabsatz im Gesamtjahr 2021 ist um 49,2 Prozent gestiegen. 

Auch die Zahl der Wertpapierdepots, die bei den Sparkassen geführt werden, ist gestiegen – um 4,1 Prozent auf 1,27 Millionen. Der Kurswert je Sparkassen-Kundendepot nahm um 23,5 Prozent auf rund 124.000 Euro zu.

 

(in Mrd. €)

2017

2018

2019

2020

2021

Wertpapierumsatz

20,0

17,3

18,3

23,9

28,8

Nettoabsatz

1,7

2,8

2,1

3,6

5,4

Kunden, die ihre Wertpapier-Anlage nicht selbst strukturieren wollen, greifen auf die kompetente Beratung bei ihrer Sparkasse zurück oder nehmen Investmentfonds in ihr Depot. Diese Käufe haben 2021 sehr deutlich zugenommen: Sie stiegen um +46,6 Prozent auf 8,2 Milliarden Euro (2020: +16,2 Prozent, 2019: +11,3 Prozent), der größte Teil davon waren Investmentfonds unseres Verbundpartners Deka.

Andere tasten sich langsam an Wertpapieranlagen heran, investieren zunächst kleinere Beträge, und nehmen häufiger die Beratung ihrer Sparkasse in Anspruch. Reuter dazu: „Für sie hat sich das Modell der Provisionsberatung, in der alle Provisionszahlungen an Partnerunternehmen komplett offengelegt werden, bewährt. Sie kommt für diese Kunden wesentlich günstiger als eine Honorarberatung, bei der sie zunächst eine teure Beratung bezahlen müssten.“

Sparer, die nur kleine Beträge ab 25 Euro monatlich investieren wollen, können ebenso von Wertpapieren profitieren. Inzwischen laufen 1.263.295 Fondssparpläne mit der Deka, das sind +19,1 Prozent als im Jahr zuvor (2020: +16 Prozent; 2019: +15 Prozent).

Reuter begrüßte diese Hinwendung der Kunden zu Wertpapieren: „Die Pandemiezeit hat zwar viele Kunden unfreiwillig zum Konsumverzicht gebracht, aber sie hat offensichtlich auch den Freiraum geschaffen, sich vertieft mit dem Thema Wertpapiere auseinanderzusetzen. Ob Aktien im ersten, oder Festverzinsliche und Investmentfonds im zweiten Pandemiejahr – immer mehr Sparkassenkunden reagieren jetzt aktiv darauf, dass sie Vermögen und Altersvorsorge nicht mehr ausschließlich über Spar- und Sichteinlagen aufbauen können.“

Der Beitrag von Wertpapieren zur Entwicklung des Geldvermögens der Kunden hat sich im vergangenen Jahr verdoppelt. Insgesamt legten die Kunden der bayerischen Sparkassen insgesamt 13,2 Milliarden Euroneu auf ihren Konten, Depots, in Bausparverträgen und Lebensversicherungen an. 8,8 Milliarden Euro davon liegen bei privaten Kunden. Der Lockdown-bedingte Rekordwert von 2020 wurde damit nicht wieder erreicht (-4 Milliarden Euro), da der Zuflussdruck bei den Einlagen abgenommen hat, obwohl die Sparquote voraussichtlich auch für 2021 mit ca. 15 Prozent ausgewiesen wird. Reuter erwartet: „Je mehr Lockerungen in Handel, Gastronomie und Tourismuswirtschaft umgesetzt werden, desto stärker wird sich die große Liquidität wieder anders verteilen und zur Erholung der Wirtschaft beitragen.“

Er warnte aber auch eindringlich vor den Folgen einer fortgesetzt steigenden Inflationsrate für das mühevoll angesparte Geldvermögen: „Wir sehen jetzt einen Preisauftrieb in Kombination mit Niedrigst- bis Negativzinsen. Folglich verlieren Ersparnisse in Geldvermögen zusehends an Wert. Diese kontinuierliche Entreicherung trifft besonders die Mittelschicht und damit unsere Kunden. Die Gefahr ist jetzt groß und es wird höchste Zeit, dass die EZB bald die Zinswende einleitet, wenn sie nicht zu spät kommen will.“

 

 

Rentabilität der bayerischen Sparkassen 2021

 

Zinsüberschuss weiterhin rückläufig mehr lesen schließen

Für das Geschäftsjahr 2021 zeigt sich wie erwartet wieder eine gute Entwicklung im operativen Kundengeschäft der bayerischen Sparkassen. Die Rekord-Kreditvergabe und der verlangsamte Einlagenzufluss verringerten den bereits seit Jahren bestehenden Einlagenüberschuss, können aber die grundlegende Ertragsproblematik der Sparkassen nicht entschärfen. Denn das gute Kundengeschäft kann sich in der aktuellen Zinssituation nicht positiv im Ergebnis niederschlagen: 2021 ist der Zinsüberschuss um 1,6 Prozent auf 3.105,2 Millionen Euro gesunken. Reuter erklärte: „Der Zinsüberschuss erodiert weiter, wie bereits seit 10 Jahren. Man sieht den Markterfolg gleich wieder dahinschwinden, das negative Zinsumfeld sorgt für eine sofortige Verpuffung. Der Zinsüberschuss aber ist die Hauptertragsquelle unseres Geschäfts – letztlich hängt von ihm der nachhaltig stabile Geschäftsbetrieb der Sparkassen ab. Sie müssen deshalb auch weiterhin mit Nachdruck gegensteuern.“

 

2017

2018

2019

2020

2021

Zinsüberschuss

(in Mio. Euro)

3.447,6

3.305,1

3.256,8

3.155,1

3.105,2

Veränd. ggü. Vj.

-4,4 %

-4,1 %

-1,5%

-3,1 %

-1,6 %

in % der DBS

1,73 %

1,60 %

1,51 %

1,38 %

1,26 %


Als erstes positives Zeichen wertete Reuter, dass sich der Negativtrend verlangsamt habe: „Das Grundproblem ist und bleibt aber die von der Europäischen Zentralbank gesteuerte Zinssituation, in der die Geschäftsmodelle der Sparkassen unter großen Druck geraten. Das zeigt auch der Perspektivwechsel zur Relation zur wachsenden Durchschnittsbilanzsumme: Unser Markterfolg kann keinen Niederschlag finden. Die Sparkassen haben aber inzwischen ein ganzes Bündel von – teilweise auch unbeliebten – Maßnahmen auf den Weg gebracht. Wir können hier die ersten Früchte wachsen sehen, wenn von einer Ernte auch bei Weitem noch nicht die Rede sein kann.“

Solange die Zinssituation unverändert bleibe, werde die Erosion der Erträge anhalten und deshalb auch die Identifizierung von Potenzialen zur Gegensteuerung im Kundengeschäft. Denn die Erträge der Sparkassen werden hauptsächlich durch die zinsbedingte Einschränkung der Möglichkeiten zur Fristentransformation und durch zinsabhängige Einbußen in den Eigenanlagen belastet, die sie kaum beeinflussen können.  Reuter forderte daher: „Mittlerweile findet eine Exegese der Aussagen der EZB statt, die viele als erste vorsichtige Signale in Richtung einer etwas strafferen geldpolitischen Ausrichtung deuten. Ein Umschwenken der EZB wäre jetzt in der Tat angebracht. Inflationserwartungen und ein solider Arbeitsmarkt rechtfertigen einen allmählichen Pfad der geldpolitischen Normalisierung, der für Sparer und Kreditwirtschaft einen Segen bedeuten würde. Frau Lagarde will ‚nichts überstürzen‘ – doch es wird Zeit! Schon Mitte März müssten die ersten Schritte zum Einstieg in den Ausstieg angegangen werden!“

Betriebsergebnis vor Bewertung leicht gestiegen mehr lesen schließen

2021 erzielten die bayerischen Sparkassen ein Betriebsergebnis vor Bewertung von rund 1.668,8 Millionen Euro. Es liegt um 3,6 Prozent bzw. 59 Millionen Euro über dem Vorjahresergebnis. Maßgeblich für diese Entwicklung war, dass die Erosion des Zinsüberschusses in 2021 verlangsamt werden konnte (2021: ‑50,8 Millionen Euro; -1,6 Prozent. 2020: -3,1 Prozent) und gleichzeitig mit einer deutlichen Steigerung der Provisionsüberschüsse (+102,2 Millionen Euro; +7,1 Prozent) kompensiert werden konnte. Auch die Sparmaßnahmen der Sparkassen haben zum Ausgleich beigetragen: Personal- (‑27,4 Millionen Euro) und Verwaltungsaufwand konnten erneut reduziert werden.

Dementsprechend hat sich auch die Cost-Income-Ratio der bayerischen Sparkassen von 65,5 Prozent in 2020 auf 64,7 Prozent in 2021 leicht verbessert, die Sparkassen werden effizienter. Im Vergleich zum Durchschnitt aller Bankengruppen, der bei fast 80 Prozent liegt, ist das ein guter Wert.

 

2010

2015

2019

2020

2021

Betriebsergebnis vor Bewertung

(in Mio. €)

1.958,3

1.815,3

1.632,7

1.609,4

1.668,8

Veränd. ggü. Vorjahr

 

 

-2,3 %

-1,4 %

+3,6 %

CIR

59,7 %

62,9 %

65,4 %

65,5 %

64,7 %

Reuter differenzierte die vordergründig positiven Ergebnisse: „Es wird immer schwieriger und ist teils schon nicht mehr möglich, mit dem Zinsüberschuss den Verwaltungsaufwand zu decken. Dagegen kommen auch die erfreulichen Erfolge im Provisionsergebnis nicht an. Das kann kein Dauerzustand werden.“Das operative Ergebnis der bayerischen Sparkassen sinkt bereits seit Beginn der Niedrigzinsphase vor 10 Jahren. Inzwischen deckt der Zinsüberschuss bei den meisten Sparkassen gerade den Verwaltungsaufwand, bei ca. der Hälfte der Institute liegt er bereits darunter.

„Von Entwarnung kann also keine Rede sein, auch wenn sich der Negativtrend zuletzt abgeschwächt hat. Es wird weiterhin notwendig sein, alle Register der Effizienzsteigerung, Kostenoptimierung und Geschäftsintensivierung zu ziehen um das Betriebsergebnis solide zu stabilisieren,“ warnte Reuter. Er verwies dabei auch auf Äußerungen aus der Deutschen Bundesbank im vergangenen Jahr, dass auch künftig unpopuläre Geschäftsentscheidungen wie Filialschließungen, die Aufgabe von Eigenständigkeit, Verwahrentgelte und Preisanpassungen notwendig sein würden, „damit unsere Banken auch mittelfristig stabil und rentabel bleiben.“ Reuter zeigte sich zuversichtlich, dass die bayerischen Sparkassen diesen Weg in der kommenden Zeit wirksam und erfolgreich gehen können. Dazu seien weiterhin klassische Hebel wie Personaleinsparungen
oder Anpassung der Preis-/Leistungsmodelle in den einzelnen Sparkassen, aber auch strukturelle Themen in der Sparkassen-Finanzgruppe relevant.

Bewertungsergebnis/Jahresüberschuss mehr lesen schließen

Nach Abzug der Risikovorsorge im Kreditbereich und Korrekturen im Wertpapierbereich wird bei den bayerischen Sparkassen für das Geschäftsjahr 2021 voraussichtlich ein leicht besseresBetriebsergebnis nach Bewertungals 2020 stehen (2020: 857,3 Millionen Euro). Nach den noch vorläufigen Berechnungen (Ende der Jahresabschlussprüfungen: 31.05.2022) wird nach Steuern am Ende auch der Jahresüberschuss leicht über der Summe von 2020 liegen (2020:290,3 Millionen Euro, 2019: 379,2 Millionen Euro).  Reuter dazu: “Angesichts der sehr schwierigen Rahmenbedingungen sind wir zufrieden mit diesem Ergebnis. Ich gehe davon aus, dass wir es im Laufe dieses Jahres auch weiter stabilisieren können. Der Trend zum Ergebnisrückgang bleibt uns allerdings erhalten, die Gefahren sind bei Weitem nicht gebannt.“

Im Kreditbereich zeichnet sich eine Tendenz zum weiteren Halten der Kreditrisikovorsorge oder sogar zu Auflösungen ab, das Bewertungsergebnis wird sich im einstelligen Millionenbereich bewegen. Dank ihrer umsichtigen und risikosteuernden Kreditvergabepolitik, breit gefächerter Kreditportfolien und ihrer Eigenkapitalausstattung werden die bayerischen Sparkassen mögliche Kreditausfälle in 2022 auffangen können. Reuter dazu: „Pandemiebedingte Kreditausfälle in größerem Ausmaß gab es bei den bayerischen Sparkassen auch im zweiten Corona-Jahr nicht. Hier zahlt es sich aus, dass sowohl die Aufsicht, als auch die eigene Vorsicht uns zu einer sehr kritischen Prüfung bei der Kreditvergabe anhält. Dass die EZB allerdings schon jetzt die Corona-Erleichterungen für Banken bei den Kapitalanforderungen zurücknimmt, halte ich angesichts der noch unklaren Wege aus der Pandemie für zu früh.“

Das Bewertungsergebnis im Wertpapierbereich wird sich aufgrund der günstigeren Börsensituation im Vergleich zu 2020 auf niedrigerem Niveau stabilisieren. Es können sich aufgrund der schon zum Jahresende hin angestiegenen Zinsen bei einigen Sparkassen leicht erhöhte Abschreibungen ergeben, die meisten konnten diese aber durch Zuschreibungen in ihrem Aktienbestand kompensieren.

 

Ausblick

Ausblick mehr lesen schließen

Das Geschäftsmodell der Sparkassen hat sich auch 2021 trotz eines schwierigen und teilweise nervösen Umfelds wieder bewährt. Reuter: „Es ist aktueller denn je, denn gerade in angespannten Zeiten wie der Corona-Pandemie sind viele zurückgeworfen auf regionale Strukturen und Partnerschaften. Wir sind auch in der Krise da!“

Im laufenden Jahr 2022 erwarten die bayerischen Sparkassen ein weiter solides Wachstum im Kredit- und im Wertpapiergeschäft – mit positiven Effekten auf die Ertragslage durch weitere Effizienzsteigerungen, gutes Provisionsgeschäft, Maßnahmen zur Begrenzung des Zinsaufwands und in Teilen auch durch auch die Zunahme zinsunabhängiger Erträge. Reuter warnt aber: „Am Ende des Tages entscheidet die geldpolitische Ausrichtung der EZB. Faktisch hat inzwischen die Zinswende auf den Renten- und Anleihemärkten schon begonnen, die Preise für Immobilienkredite kommen in Bewegung, die Inflationsrate steigt. Jetzt muss auch die EZB mitziehen. Denn, wie Bundesbank-Präsident Nagel es kürzlich formulierte – nur die Hälfte der aktuell hohen Inflationsrate ist von Energiepreisen getrieben, die zweite Hälfte geht auf das Konto der lockeren Geldpolitik.“

So sehr die bayerischen Sparkassen eine baldige Umorientierung der Geldpolitik befürworten, so sehen sie auch, dass ein zu schneller oder starker Zinsanstieg ebenfalls Risiken für sie bergen kann:  Daraus folgende negative Bewertungsergebnisse im Kredit- und Wertpapiergeschäft könnten die Jahresüberschüsse belasten, ehe die langfristig positiven Effekte greifen.

Reuter mahnte daher zur Umsicht in der schrittweisen Rückkehr zur „Normalität der Finanzmärkte“, damit Kreditinstitute, die durch hohe Einlagenzuflüsse besonders belastet wurden, ihre Funktion weiterhin zuverlässig erfüllen können. Ein beherrschbarer Kurs müsse verschiedene Aktionen unterschiedlicher Institutionen koordinieren, damit nicht andere politische und wirtschaftliche Ziele konterkariert werden. Dies gelte auch für flankierende Maßnahmen der Bundesregierung oder der Finanzaufsicht. „Es ist jetzt wichtig, das Wechselspiel der jeweiligen Ziele im Auge zu behalten – politisch, geldpolitisch, und z.B. auch bankaufsichtlich. Hauptziel der BaFin ist es etwa, ein funktionsfähiges, stabiles und integres Finanzsystem in Deutschland zu gewährleisten. Jetzt den antizyklischen Kapitalpuffer zu erhöhen und einen Systemrisikopuffer neu einzuführen behindert aber das Ziel des vermehrten Wohnungsbaus. Den Kreditinstituten seitens der Bundesbank immer restriktivere Prüfungen zur Risikotragfähigkeit und Risikovorsorge aufzulasten, gleichzeitig aber zu fordern, dass sie bei der Transformationsfinanzierung mehr Risiko nehmen müssen, passt nicht zusammen. Und warum die BaFin als Aufsichtsinstitution neuerdings – auch im Vorfeld höchstrichterlicher Entscheidungen, siehe das Beispiel Prämiensparverträge – einen gut gemeinten Verbraucherschutz in den Vordergrund rückt, Testkäufe in der Beratung veranstaltet und den Kreditinstituten, die sie dafür mit einer hohen jährlich steigenden Umlage selbst bezahlen müssen, das Leben schwermacht, ist für mich nicht immer nachvollziehbar.“

Bei allen anstehenden Diskussionen um den weiteren Weg bleibe aber unumstößlich, dass im Mittelpunkt aller Anstrengungen der Sparkassen nicht politische Fragen, sondern immer ihre Kunden und deren Wünsche stehen. Reuter resümierte: „Sparkassen sind – unabhängig von allen politischen Diskussionen – vor allem verlässliche, zukunftstüchtige Finanzdienstleister und regionale Partner für ihre Kunden vor Ort, das macht ihren Erfolg aus.“