24.03.2022 | Ukraine-Krieg und seine Auswirkungen

Reuter: Sparkassen sind stabile Partner auch in dieser Krise

Der brutale Angriffskrieg gegen die Ukraine ist ein Zivilisationsbruch und eine humanitäre Katastrophe, die im heutigen Europa für unmöglich gehalten wurden. Dadurch steht jetzt die bislang grundlegende Überzeugung der Bundesrepublik, Konflikte friedlich zu lösen und in Arbeitsteilung global zusammenzuarbeiten, auf dem Prüfstand. Angesichts des Kriegs sind auch die bayerischen Sparkassen besonders gefordert. Prof. Dr. Ulrich Reuter, Präsident des Sparkassenverbands Bayern, erklärt: „Die Sparkassen unterstützen ihre Kommunen vor Ort durch Spenden, durch Engagements in der Flüchtlingsbetreuung, vor allem aber die Sicherung und die reibungsfreie Neuanlage von Girokonten. Denn sie sind entscheidend, um ankommenden Menschen einen schnellen Zugang zu staatlichen Unterstützungsleistungen zu verschaffen. Bislang wurden bei den bayerischen Sparkassen über 4.000 neue Girokonten eröffnet. Informationen zum Girokonto in ukrainischer Sprache konnten schon sehr kurzfristig abgerufen werden.“

(www.sparkasse.de/unsere-loesungen/privatkunden/rund-ums-konto/girokonto/rahunok.html)

Die Sparkassen wickeln unter eingeschränkten und erschwerten Bedingungen auch weiterhin den Zahlungsverkehr ins Kriegsgebiet ab und betreuen ankommende ukrainische Neukunden, die durch die derzeitigen Umtauschprobleme betroffen sind. Darüber hinaus informieren sie breit über die Auswirkungen auf den Zahlungsverkehr, auf Wertpapieranlagen, die Preisentwicklung und die Finanzmärkte. Sie tragen die Sanktionen gegen Russland in vollem Umfang mit und setzen sie täglich mit einigem Aufwand praktisch um. (www.sparkasse.de/aktuelles/krieg-ukraine-auswirkungen-finanzen-faq.html)

Die bayerischen Sparkassen befürchten für sich selbst derzeit kaum unmittelbare Auswirkungen aus den Sanktionen. Ihre Eigenanlagen sind derzeit kaum direkt von den Auswirkungen des Kriegs betroffen, nur wenige Fonds und ETF-Produkte zeigen erhöhte Ausfallrisiken. Da die meisten mittelständischen Sparkassen-Kunden nur wenig direkte Geschäftsbeziehungen nach Russland haben, erwächst auch hier keine direkte Betroffenheit. Reuter: „Eher könnten bayerische Mittelständler, bei denen die Sparkasse Hausbank ist, in ihrer Rolle als Zulieferer für deutsche und europäische Unternehmen betroffen sein, die wirtschaftliche Beziehungen zu russischen Firmen haben. Neben den überschaubaren direkten und indirekten Auswirkungen erwarten wir aber auch eine höhere Belastung der Unternehmen – wie auch der Privatkunden – durch die massiv steigenden Preise, v. a. für die Energieversorgung.“ Aus Versorgungsengpässen und Lieferketten-Problemen könnten weiterhin Produktionsstopps erwachsen, durch die die mittelständischen Firmenkunden betroffen wären. „Zweit- und Drittrundeneffekte werden unsere Firmenkunden vermutlich noch länger belasten, sie werden auch über eine Neuaufstellung ihrer Lieferbeziehungen nachdenken müssen,“ so Reuter.

Im Blick nach vorne bewegt Reuter vor allem das persönliche Schicksal der betroffenen ukrainischen Familien, aber auch die Unsicherheit über den weiteren Kriegsverlauf in Verbindung mit der Ungewissheit bezüglich der weiteren Zinsentwicklung: „Die Wachstumsabschwächung könnte sich mittelfristig nicht nur bei Firmenkunden, sondern dann auch bei den Sparkassen auswirken. Wir beobachten die Entwicklung von Kunden in besonders betroffenen Branchen und gehen davon aus, dass es in Kürze auch Hilfsmaßnahmen der Förderinstitute für diese Kunden geben wird. Klar ist aber, dass die Sparkassen auch in dieser Krise stabile Partner an der Seite ihrer Kunden bleiben können und werden.“