27.10.2022 |
Weltspartag 2022
Sparen trotz Inflation?
Der Freitag, 28. Oktober, ist der Weltspartag 2022. Er soll anregen, sich mit finanzieller Bildung und dem Sinn des Sparens auseinanderzusetzen. Doch viele fragen sich, welche Bedeutung ein Weltspartag in einer Zeit massiver Preissteigerungen überhaupt haben kann. Prof. Dr. Ulrich Reuter, Präsident des Sparkassenverbands Bayern, ist überzeugt, dass der Weltspartag und seine Botschaft ‚Sparen!‘ nicht an Bedeutung verlieren, sondern vielmehr sogar gewinnen wird: „Wir alle kennen das Bonmot ‚Spare in der Zeit, dann hast du in der Not.‘ Das kann nicht jeder und es ist in diesen Zeiten auch besonders schwierig. Aber es macht deutlich, dass sich nie die genau richtige Zeit zum Sparen aufdrängt, sondern dass es immer eine Frage aus Können, Wollen und Disziplin ist. In Zeiten von hoher Inflation und explodierenden Energie- und Lebensmittelpreisen ist es für viele Haushalte natürlich extrem herausfordernd, noch etwas zur Seite zu legen. Dennoch halte ich es für wichtig, sich auch in Zeiten der Inflation immer wieder klarzumachen, dass jeder heute zurückgelegte Euro ein Euro ist, den man in Zukunft nutzen kann. Sparen lohnt sich auf jeden Fall. Die Statistiken der letzten Jahrzehnte zeigen: Die Deutschen neigen dazu, immer dann, wenn Probleme auftreten, wenn die Unsicherheit steigt und Inflationswerte steigen, eher noch mehr zu sparen. Das ist ein richtiger und guter Reflex. Wir müssen positiv nach vorne sehen, denn es kommen auch wieder andere Zeiten. Und Rücklagen zu bilden, wenn man kann, hat noch nie geschadet.“
Reuter blickte auch auf die heute anstehende Zinsentscheidung der EZB voraus: „Die Zinsen weiter zu erhöhen, wäre zunächst einmal eine positive Nachricht, weil die EZB damit in der aktiven Inflationsbekämpfung weiter vorankommt. Das heißt, dass wir dann die Hoffnung haben können, dass die Geldentwertung gedämpft wird und so die gesparten Guthaben bald wieder besser einsetzbar sein werden. Es macht auch mit Blick nach vorne Hoffnung, dass wieder Zinsen erwirtschaftet werden können. Sparer und Sparerinnen müssen jetzt für sich entscheiden, ob sie das Geld vielleicht kurzfristig auf dem Giro-, Fest- oder Termingeldkonto brauchen. Falls sie einen Teil aber nicht schon demnächst brauchen, gibt es jetzt durchaus auch schon Möglichkeiten, sich für die nächsten zwei bis vier Jahre einen Zinssatz zu sichern, der zumindest einen Teil der Inflation abfängt. Hohe Zinserträge wie früher sind noch im Moment nicht abzusehen, weil die Kreditinstitute ja die weitere Entwicklung abwarten müssen. Denn die Verzinsung eingelegter Gelder setzt ja auf der anderen Seite eine gute Kreditnachfrage voraus – die aber ist im Moment angesichts der Unsicherheit in der gesamten Volkswirtschaft gedämpft.“