13.01.2022 | Zwischenruf

Reuter: Nicht auf dem Rücken der Kunden

Die Immobilienpreise steigen weiter – auch als Folge der expansiven Geldpolitik der EZB, die zu Negativzinsen und Inflationsdruck führt –  und die BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) reagiert mit strengeren Vorgaben darauf: Sie aktiviert den antizyklischen Kapitalpuffer mit 0,75 Prozent, zudem wird ein sektoraler Puffer von 2 Prozent für Realkredite eingeführt. Banken und Sparkassen müssen also künftig mehr Eigenkapital für Wohnimmobiliendarlehen vorhalten, Kredite werden teurer. Prof. Dr. Ulrich Reuter, Präsident des Sparkassenverbands Bayern, drückte heute in München sein Unverständnis für diese makroprudenzielle Maßnahme aus:

„Dass die BaFin Maßnahmen in diesem Ausmaß trifft, ist für mich nicht nachvollziehbar. Denn die Folgen treffen schließlich die Kunden, die ohnehin unter den hohen Immobilienpreisen leiden: Für sie dürfte der Immobilienkauf noch teurer und schwieriger werden. Das gilt für private wie für Unternehmenskunden. Die deutsche Wirtschaft ist ohnehin belastet: Wann und wie eine umfassende Erholung eintritt, ist unsicher. Gerade jetzt müssen die Kreditinstitute dabei mit voller Kraft unterstützen. Nicht überall zeigt sich Immobilienpreisentwicklung in kritischem Ausmaß, eine Vorgabe mit der Gießkanne für alle Sektoren greift also auch dort ein, wo es gar nicht notwendig ist. Zudem trifft die Erhöhung der Kapitalanforderungen zur Risikosteuerung v. a. die Kreditvergabe an inländische Unternehmen, damit sind die Sparkassen und ihre Kunden besonders betroffen. Letztlich gilt: Um dem teilweise überhöhten Preisniveau am Immobilienmarkt zu begegnen, muss vielmehr ein größeres Angebot geschaffen werden. Dazu braucht es wirtschafts- und wohnungspolitische Entscheidungen, keine bankaufsichtlichen Belastungen!“