02.03.2023 | Bayerische Sparkassen 2022

Anpassungsphase nach der Zeiten- und Zinswende – Sparkassen begleiten ihre Kunden verlässlich

Prof. Dr. Ulrich Reuter, Präsident des Sparkassenverbands Bayern
Prof. Dr. Ulrich Reuter, Präsident des Sparkassenverbands Bayern

„2022 war das Geschäftsjahr des Umbruchs – geldpolitische und geopolitische Brüche bildeten vor dem Hintergrund der Pandemiefolgen eine äußerst anspruchsvolle Kulisse für das Wirtschaften der bayerischen Sparkassen und ihrer Kunden. Die Sparkassen können sich aber erfolgreich auf die neuen Bedingungen einstellen und steuern robust entlang der neuen Parameter durch die Übergangsphase. Dadurch setzen sie ihr Geschäftsmodell weiter voll zum Nutzen ihrer Kunden ein und können auch unerfreuliche Phänomene der Übergangszeit in den Hintergrund treten lassen,“ so Prof. Dr. Ulrich Reuter, Präsident des Sparkassenverbands Bayern, heute bei der Vorstellung der Geschäftsergebnisse 2022 der 61 bayerischen Sparkassen in München. „Die Normalisierung der Geschäfts- und Ertragslage hat begonnen. Doch der extreme Margendruck besteht auch trotz der – zugegeben lang erhofften – Renaissance der Zinsen fort. Die Sparkassen sehen sich weiterhin den großen Herausforderungen im Markt gegenüber, die durch die digitale Transformation und verändertes Kundenverhalten entstehen.“

Schlaglichter zum Jahr 2022:

  • Die Entwicklung des Kreditvolumens bewegte sich 2022 erneut auf Rekordniveau, der Einlagenzustrom fiel allerdings geringer aus als im Jahr zuvor. Der massive Einlagenüberhang reduzierte sich dadurch auf 29 Milliarden Euro. Damit konnten die Sparkassen erstmals wieder Zinsen im Markt erzielen.
  • Das Kreditvolumen der bayerischen Sparkassen lag 2022 bei 169 Milliarden Euro. Mit einer Wachstumsrate von 5,7 Prozent im Bestand gehört damit das Kreditjahr 2022 zu den drei erfolgreichsten der letzten 15 Jahre.
  • Das Kreditneugeschäft blieb 2022 allerdings insgesamt unter dem Vorjahresniveau (-5,6 Prozent): Die Darlehenszusagen an Unternehmen und Selbständige bewegten sich erneut auf Rekordniveau, sie betrugen wieder fast 20 Milliarden Euro. Ein deutlicher Rückgang zeigt sich allerdings im Neugeschäft mit Wohnungsbaufinanzierungen (‑11,9 Prozent) sowie allgemein im Kreditgeschäft mit privaten Kunden.
  • Mit Auslaufen der Pandemie, hohen Inflationsraten und der Zinswende zur Jahresmitte hat sich auch das Einlagenwachstum bei den Sparkassen normalisiert. Die Einlagen der bayerischen Sparkassen stiegen auf 198 Milliarden Euro, das Wachstum hat sich nach den Corona-Jahren deutlich verlangsamt (+1,8 Prozent).
  • Das Einlagenwachstum spielt sich nicht mehr bei täglich fälligen Geldern ab, sondern inzwischen bei Termingeldern und Eigenemissionen.
  • 2022 setzte sich das Wachstum des Wertpapiergeschäfts fort: Der Nettoabsatz stieg um 11 Prozent auf fast 6 Milliarden Euro, die Käufe hatten einen klaren Schwerpunkt bei festverzinslichen Wertpapieren. 2021 hatte das Hauptgewicht noch bei Investmentfonds gelegen.
  • Durch die Zinswende der EZB wurde 2022 zum Jahr der ersten Zinserträge seit fast 10 Jahren, aber auch die Kehrseiten wie verteuerte Kreditzinsen und eine höhere Risikovorsorge traten klar hervor.
  • Der Zinsüberschuss konnte nach einem Jahrzehnt der Null- bis Negativzinsen bereits wieder gesteigert werden (+10 Prozent). Die Sparkassen müssen dabei allerdings den Spagat zwischen ihren niedrig verzinsten Langfrist-Engagements aus der Negativzinsphase im Kredit- und Eigenanlagenbereich einerseits und Kundenerwartungen nach Einlagenzinsen andererseits schaffen.
  • Der Zinsanstieg war von den Sparkassen lange erhofft und gefordert worden. Doch er kam jetzt schneller und mit größerer Wucht als erwartet. Diese Zinsentwicklung sorgt erst einmal im Bewertungsergebnis Wertpapiere für vorübergehend negative Folgen in der Profitabilität der Sparkassen.
  • Im laufenden Jahr 2023 erwarten die bayerischen Sparkassen ein weiterhin solides Wachstum im Kredit-, Einlagen- und Wertpapiergeschäft mit weiteren positiven Effekten auf die Ertragslage.  

Geschäftsentwicklung im ersten Jahr der Zinswende

Unternehmenskunden 2022: Erneuter Kreditrekord mehr lesen schließen

Unternehmen und Selbständige sind weiterhin die größte Kundengruppe im Kreditgeschäft der bayerischen Sparkassen: Sie stehen für 54 Prozent aller vergebenen Kredite (Gesamtvolumen Kredite: 169,5 Milliarden Euro). Gleichzeitig halten sie rund 15 Prozent der Einlagen bei den Sparkassen. Die tiefe Verwurzelung im mittelständischen Firmen- und Gewerbekundensegment hat sich weiter verfestigt, Handwerk und Selbständige sehen ihre lokalen Sparkassen als erste Ansprechpartner in Finanzierungsfragen. Reuter: „Sparkassen als Regionalbanken geben den Unternehmen gerade in unsicheren Zeiten den Rückhalt, den sie brauchen. Das hat sich auch im Jahr 2022 wieder gezeigt. Wo vor dem Hintergrund von Lieferengpässen, Inflation und rezessiven Elementen neue Fragen auftauchen, wenden sich die Betriebe in den Regionen in Finanzierungsfragen zuerst an ihre langjährigen Vertrauenspartner.“

Unternehmenskredite steigen weiterhin

Die Sparkassen konnten ihren Bestand an Unternehmenskrediten 2022 um 6,2 Prozent auf 91,2 Milliarden Euro ausweiten:

 

2018

2019

2020

2021

2022

Kreditvolumen Unternehmen(in Mrd. €)

72,1

76,3

81,2

85,9

91,2

Veränd. ggü. Vorjahr

+5,6 %

+5,9 %

+6,3 %

+5,8

+6,2 %

Reuter betonte: „Das Kreditvolumen wächst weiterhin auf hohem Niveau. Auch im Jahr der Kriegsauswirkungen, der Inflation und der Zinswende sind wir eng an der Seite unserer Unternehmens- und Gewerbekunden gestanden, haben so auch über manche Engstelle infolge der Lieferengpässe hinweghelfen können.“ Die hohe Nachfrage nach Krediten zeigt, wie wichtig die Fremdfinanzierung gerade in schwierigen Zeiten ist. Dabei kommt der Vorteil des Hausbankprinzips gegenüber Internet-Plattformen klar zum Tragen: „Wer sich lange kennt, muss im Bedarfsfall nicht mehr Fragen stellen als aktuell erforderlich – man kann deshalb schnell beurteilen, was möglich ist,“ so Reuter. „KMU schätzen es, wenn sie ihren Kreditgläubiger kennen.“

Auch das Kreditneugeschäft blieb im Jahr der auslaufenden Pandemie auf Rekordniveau: 2022 wurden neue Darlehenin Höhe von 19,4 Milliarden Euro an Unternehmen und Selbständige zugesagt. Das ist fast genauso viel wie in den beiden Vorjahren, in denen die Kreditnachfrage vor dem Pandemiehintergrund auf ein besonders hohes Niveau gewachsen war (2020: +18,2 Prozent auf 19,9 Milliarden Euro). Staatlich geförderte Corona-Darlehen spielten allerdings nahezu keine Rolle mehr. Sparkassen stehen fest an der Seite der bayerischen Unternehmen in schwierigen Zeiten – mit und ohne staatliche Fördermaßnahmen. Die Unsicherheiten am Markt, die Inflation sowie steigende Preise für Energie oder Rohstoffe haben auch 2022 zu einem teilweise erhöhten Liquiditätsbedarf bei vielen Unternehmen geführt. Dies zeigt sich auch an den Darlehensauszahlungen an Unternehmen, die auf dem hohen Vorjahresniveau blieben: Sie betrugen rund 18 Milliarden Euro (+3,2 Prozent).

 

2018

2019

2020

2021

2022

Darlehenszusagen

Unternehmen(in Mrd. €)

16,1

16,9

19,9

19,6

19,4

Veränd. ggü. Vorjahr

+7,1 %

+4,5 %

+18,2 %

-1,5 %

-1,2 %

Reuter dazu: „Die Entwicklung aus den beiden Corona-Jahren hat sich fortgesetzt: In Zeiten niedrigster Zinsen werden Kredite gesichert, jetzt nimmt man die Kredite tatsächlich in Anspruch, die man wirklich benötigt. Der Kreditvergabespielraum ist damit jedoch bei Weitem nicht ausgeschöpft.“ Er warnt außerdem mit Blick auf die kommenden Monate: „Dennoch gilt Vorsicht, denn die neuen Regulierungsmaßnahmen werden Einfluss auf die Kreditvergabe haben. Tendenziell werden Basel IV und der antizyklische Kapitalpuffer zu einer Verteuerung der Kredite führen.“

Im Unterschied zu den beiden Vorjahren haben die Unternehmen und Selbständige in Bayern 2022 ihre Sichteinlagen bei den Sparkassen nicht mehr in größerem Umfang aufgestockt (+1,2 Prozent, 2021: 11,1 Prozent). Mit der aufgebauten Liquidität dürften zuvor verschobene Investitionen finanziert worden sein.

Die befürchteteInsolvenzwelle bei den Unternehmenskunden der bayerischen Sparkassen ist auch 2022 ausgeblieben. Trotz Materialengpässen, steigenden Energiepreisen, nachlassender Kaufkraft und hoher Inflation haben sich gerade die mittelständischen Unternehmen erneut als besonders widerstandsfähig erwiesen. Mit ihrer guten Eigenkapitalausstattung und der Fähigkeit, äußerst flexibel auf veränderte Gegebenheiten zu reagieren, können sie auch jetzt wirtschaftlich arbeiten. „Trotz der wechselhaften wirtschaftlichen Dynamik haben wir damit auch 2022 keine Häufung an Insolvenzen gesehen. Viele Sparkassen-Kunden kämpfen in erster Linie mit Lieferkettenschwierigkeiten und inflationsbedingten Energiepreissteigerungen, finden sich aber derzeit in keiner existenzbedrohenden Situation,“ berichtete Reuter.„Wir gehen davon aus, dass das auch bei leicht rezessiver Tendenz so bleibt. Langfristig müssen wir aber schon damit rechnen, dass sich bisher ausgebliebene Insolvenzen aus drei Krisenjahren noch realisieren können.“

Privatkunden 2022: Einlagenzufluss verlangsamt sich weiter mehr lesen schließen

Die Privatkunden bilden insgesamt die größte Kundengruppe der bayerischen Sparkassen: Sie stehen für 41 Prozent des Kreditvolumens und 77 Prozent aller Einlagen (Private Einlagen: 152,4 Milliarden Euro).

Verlangsamter Zuwachs privater Kundeneinlagen

Die Einlagen der Privatkunden sind auch 2022 angestiegen, die Dynamik der Jahre vor bzw. auf dem Höhepunkt der Pandemie hat sich allerdings gelegt: Die privaten Einlagen stiegen um +1,2 Prozent bzw. 1,8 Milliarden Euro, das ist nur mehr ein Viertel des Zuwachses während des ersten Lockdown-Jahres 2020.

 

2018

2019

2020

2021

2022

Einlagenvolumen priv.

(in Mrd. €)

133,8

140,0

147,4

150,6

152,4

Veränd. ggü. Vorjahr

+4,4 %

+4,6 %

+5,3 %

+2,2 %

+1,2 %

Das Einlagenwachstum setzt sich auch strukturell anders zusammen: Waren es in den Vorjahren v. a. die täglich fälligen Gelder/Sichteinlagen, die die Kunden den Sparkassen anvertrauten, so zeigt sich im Jahr der Zinswende mit +368,4 Prozent ein äußerst deutlicher Zuwachs bei denEigenemissionen der Sparkassen, das sind v. a. Sparkassenbriefe, und bei den Termingeldern (+166,1 Prozent).

 

2018

2019

2020

2021

2022

Sichteinlagen priv.

(in Mrd. €)

89,1

97,4

110,3

114,4

115,3

Veränd. ggü. Vorjahr

+8,3 %

+9,4 %

+13,2%

+3,7 %

+0,7 %

Reuter dazu: „Viele private Haushalte kämpfen mit der Inflation und hohen Energiepreisen, konnten über das Gesamtjahr weniger zurück- bzw. anlegen. Die Sparquote ist nach dem Corona-Hoch wieder gesunken. Wer aber anlegt, findet seit 2022 – entgegen vielen Vorurteilen – wieder attraktive verzinsliche Anlagemöglichkeiten für mittelfristige Anlagehorizonte. Die Zinswende ist auch hier spürbar, und sie kommt auch bei den Sparern an.“

Der Zinswettbewerb wird infolge der Angebote von Neobanken derzeit v. a. im Tagesgeldbereich verortet. Sparkassen haben allerdings sehr viele langfristige Kreditengagements zu sehr niedrigen Kreditzinsen vereinbart. Diese Lang­-fristorientierung sichert stabile Kalkulationsgrundlagen für Investitionen auch bei schnell steigendem Zinsniveau. Im Gegenzug brauchen die Sparkassen dafür aber auch langfristige Einlagen; Einlagenzinsen können nicht so schnell wie die Leitzinsen steigen.  Reuter: „Wenn nun gerade in den letzten Wochen laut und medienwirksam gerufen wurde, die Sparkassen würden die Zinsen nach den Erhöhungen durch die EZB nicht weitergeben, so ist das sehr ungenau. Niedrige Zinsniveaus von z. B. 0,6 Prozent mögen für viele Giro- und Tagesgeldkonten gelten, aber nicht durchgängig. Wer sich bei den Sparkassen umschaut, findet durchaus höhere Verzinsungen in Festgeldern.“

Private Immobilienkredite rückläufig

Die private Kreditnachfrage ist seit der Jahresmitte 2022 insgesamt gesunken, im Wesentlichen geht diese Entwicklung auf die stark nachlassende Nachfrage nach Immobiliendarlehen zurück. Denn 92 Prozent der ausgereichten Kredite von Sparkassen an Privatpersonen waren 2022 Immobilienkredite (63,7 Milliarden Euro). Der Bestand nahm zwar um 5,3 Prozent zu, doch dies ist ein Nachläufer zu den zurückliegendenRekord-Zusagejahren. In der Pandemie hatten sich viele Menschen auf ihre Wohnsituation besonnen und gleichzeitig das für sie günstige Zinsniveau ausgenutzt.

Mit steigenden Baukosten und gleichzeitig anziehenden Zinsen hat sich die Entwicklung gedreht. Während zu Anfang des Jahres noch Vorzieheffekte zu  einer lebhaften Nachfrage nach Immobilienkrediten geführt hatten, so ist jetzt eine deutliche Marktberuhigung festzustellen, das Neugeschäft ist aktuell eingebrochen: Die Zusagen für Wohnungsbaukredite an Privatpersonen sanken auf 11,8 Milliarden Euro (-14,2 Prozent) – vor zwei und drei Jahren waren die Wachstumsraten in der gleichen Größenordnung, jedoch mit positivem Vorzeichen, gelegen. Reuter bedauerte diese Entwicklung: „Für Kaufinteressenten fallen die aufs Vierfache gestiegenen Zinsen derzeit deutlich stärker ins Gewicht als die nach vielen Jahren der Preissteigerungen nur mäßig sinkenden Immobilienpreise. Gleichzeitig muss höheres Eigenkapital eingebracht werden, während die Lebenshaltungskosten erheblich steigen. Es entstehen Mehrfach-effekte, die sich massiv auf den privaten Wohnungsbau auswirken. Für viele Familien heißt das, dass sie Kompromisse eingehen müssen, um Geld zu sparen – sei es bei der Größe, beim Zustand oder der Lage der Immobilie. Für einige bedeutet es aber auch, dass sie ihren Traum vom eigenen Haus erst einmal zurückstellen müssen."

Auch die Auszahlung bereits in den Vorjahren zugesagter Wohnbau-Kredite ist 2022 um 6,5 Prozent gesunken. Durch die Marktveränderung entstehen allerdings keine vermehrten Ausfälle bei unseren Kunden, die bereits Finanzierungsangebote der Sparkassen genutzt haben – die Festzinsbindung sorgt hier für gleichbleibende Kreditkonditionen.

Die Sparkassen vermitteln auch weniger Immobilien an Kaufinteressenten.  Die Objekte stehen wieder länger auf den Portalen, auch wenn der Immobilienmarkt, vor allem in Ballungsgebieten, weiterhin eng bleibt. Daher konnte auch die Sparkassen-Immobilien-Vermittlungsgesellschaft 2022 nur noch 6.224 (2021: 7.691) Objekte vermitteln, davon 95 Prozent direkt über die Sparkassen. Reuter erklärte: „Der Markt ist aber weiterhin sehr lebendig. Selbst wenn in Teilen die Nachfrage ausfällt, kann nicht jeder Bedarf befriedigt werden. Es ist daher nach wie vor wichtig, die Weichen für den Wohnungsbau auf freie Fahrt zu stellen. Denn Wohneigentum ist ein wichtiger Baustein der Altersvorsorge und das gilt besonders für die jetzt jungen Erwachsenen und Normalverdienenden, die künftig wirtschaftlich andere Bedingungen vorfinden als noch ihre Eltern. Durch eine intelligente Wohneigentumsförderung entlastet der Staat sich selbst, hier braucht es mehr gezielte Initiativen der Politik!“

Angesichts der Lücken am Wohnungsmarkt und der unauffälligen Risikolage bei den Krediten der bayerischen Sparkassen zeigte Reuter Unverständnis für die Aktivierung des antizyklischen Kapitalpuffers von 0,75 Prozent-Punkten per Allgemeinverfügung der BaFin seit Februar 2023. Zudem wirke die Einführung eines zusätzlichen sektoralen Systemrisikopuffers in Höhe von 2 Prozent-Punkten für Wohnimmobilien, mit dem systemische Risiken abgesichert werden sollen, prozyklisch. „Wir brauchen nach wie vor jede Form von Wohnbauförderung – nicht kontraproduktive Maßnahmen wie die Verteuerung von Immobilienkrediten durch regulatorische Maßnahmen. Denn die über den antizyklischen Kapitalpuffer adressierten Risiken zeigen sich in unserer Kreditvergabe nicht, wir haben praktisch keine Ausfälle bei den Krediten. Die zusätzlichen Kapitalpuffer der BaFin belasten die bayerischen Sparkassen mit zusätzlichen Eigenkapitalanforderungen von ca. 1,45 Milliarden Euro. Sie engen dadurch den Spielraum für die Kreditvergabe um bis zu 30 Milliarden Euro ein, verteuern sie damit, wirken prozyklisch und konterkarieren das politische Ziel nach Schaffung von deutlich mehr Wohnraum.  Dies wird den angespannten Wohnungsmarkt, gerade in Ballungsgebieten, nicht entlasten, sondern eher verschärfen. Konsequenterweise müssen die Kapitalpuffer möglichst bald wieder abgeschafft werden, so Reuter.

Immobilienentscheidungen von morgen bereiten viele Kunden bereits heute mit dem Abschluss eines Bausparvertrags vor. 2022 war „das“ Rekordbausparjahr: Die bayerischen Sparkassen konnten mit 101.025 Bausparverträgen (+55,6 Prozent) bzw. einer Bausparsumme von 8,31 Milliarden Euro (+86 Prozent) ihr bisher größtes Bauspargeschäft vermitteln.  Reuter: „Wer in den vergangenen Jahren einen Bausparvertrag mit günstigen Kreditzinsen abgeschlossen hat, zählt augenblicklich schon zu den Gewinnern. Doch es lohnt auch jetzt noch, sich mit einem Neu-Abschluss langfristig feste und immer noch günstige Darlehenszinsen zu sichern, Bausparen hat Zukunft.“ Reuter betonte vor diesem Hintergrund auch, wie die geplante Fusion der LBS Südwest mit der LBS Bayern für Kunden in die Zukunft weist: „Mit der neuen LBS Süd entsteht eine noch stärkere und leistungsfähigere Bausparkasse im Süden Deutschlands, die dann – mit einer aggregierten Bilanzsumme von rund 37 Milliarden Euro und 3,5 Millionen Bausparverträgen über eine Bausparsumme von zusammen rund 147 Milliarden Euro – die mit Abstand größte Landesbausparkasse in Deutschland sein wird.“

Geldvermögensbildung nimmt ab

Die Geldvermögensbildung in Sparkassenhand über alle Kunden lag 2022 mit +9,5 Milliarden Euro deutlich unter dem Vorjahresniveau (+12,3 Milliarden Euro). Die Geldvermögensbildung der Privatpersonen liegt dabei mit +7,0 Milliarden Euro ebenfalls niedriger als 2021 (+8,0 Milliarden Euro). Die Lockdown-bedingten Rekordwerte von 2020 konnten damit nicht wieder erreicht werden. Reuter erklärt: „Je mehr Normalität in Handel, Gastronomie und Tourismuswirtschaft zurückkehrte, desto stärker hat sich die Liquidität wieder anders verteilt. Preissteigerungen für Energie und Lebenshaltung begrenzen aber das verfügbare Budget in weiten Teilen wieder und weiterhin.“

Über 60 Prozent der Geldvermögensbildung erfolgte 2022 über Wertpapiere – dabei konnte der Nettowertpapierabsatz der bayerischen Sparkassen um 11 Prozent auf 5,9 Milliarden Euro gesteigert werden. Mit der Zinswende schwenkten viele Kunden der bayerischen Sparkassen allerdings ihre Wertpapierstrategie: 2021 war das Geschäft noch stark getragen durch den Handel mit Investmentfonds. Mit der Zinswende in 2022 standen erstmals wieder festverzinsliche Wertpapiere besonders hoch im Kurs bei den Kunden, sie kauften 62 Prozent mehr und verkauften gleichzeitig 43,5 Prozent weniger davon.

(in Mrd. €)

2018

2019

2020

2021

2022

Wertpapierumsatz

17,3

18,3

23,9

28,8

24,6

Nettoabsatz

2,7

2,1

3,6

5,4

5,9

 

 

Die Zahl der Wertpapierdepots, die bei den Sparkassen geführt werden, ist dabei leicht angestiegen – um 2 Prozent auf 1,3 Millionen. Der Kurswert je Sparkassen-Kundendepot nahm um 12 Prozent auf rund 109.000 Euro ab.

Kunden, die ihre Wertpapier-Anlage nicht selbst strukturieren wollen, greifen auf die kompetente Beratung bei ihrer Sparkasse zurück oder nehmen Investmentfonds – zum größten Teil von unserem Verbundpartner Deka – in ihr Depot. Diese Käufe sind 2022 nach einem ausgesprochenen Rekordjahr 2021 (+46,6 Prozent) wieder gesunken auf nun 5,6 Milliarden Euro (‑31,8 Prozent).

Sparer, die nur kleine Beträge ab 25 Euro monatlich investieren wollen, können ebenso von Wertpapieren profitieren. Inzwischen laufen 1.349.370 Fondssparpläne mit der Deka, das sind +4 Prozent mehr als im Jahr zuvor (2021: +19,1 Prozent; 2020: +16 Prozent). Sie werden durchschnittlich mit 110 Euro monatlich bespart. „Besonders erfreulich ist, dass der Anteil der jungen Kunden unter 30 Jahren, die einen Fondssparplan als Grundstock für die Altersvorsorge einsetzen, wächst. Insgesamt sind es 28 Prozent, unter den Neuabschlüssen 2022 sogar 36 Prozent,“ freute sich Reuter mit Blick auf den notwendigen Vermögensaufbau der jungen Kunden. „Die Pandemiezeit hat zwar viele Kunden unfreiwillig zum Konsumverzicht gebracht, aber sie hat offensichtlich auch den Freiraum geschaffen, sich vertieft mit dem Thema „Wertpapiere“ auseinanderzusetzen. Gerade junge Erwachsene wissen inzwischen ganz genau, dass sie Vermögen und Altersvorsorge nicht mehr ausschließlich über Spar- und Sichteinlagen aufbauen können.“

Reuter führte allerdings auch aus, dass sich alle Altersgruppen mit Wertpapieren auseinandersetzen müssen, da bei den aktuell hohen Inflationsraten Ersparnisse in Geldvermögen zusätzlich an Wert verlieren: „Diese kontinuierliche Entreicherung trifft besonders die Mittelschicht und damit unsere Kunden. Um hier gegenzusteuern brauchen jedoch viele Kunden die Unterstützung durch einen Wertpapierberater. Diese Leistung darf nicht politisch mit einem Eintrittsgeld versehen werden, denn das würde Geringverdiener ausschließen.“

Für die Kunden der Sparkassen hat sich das Modell der Provisionsberatung, in der alle Provisionszahlungen von Partnerunternehmen komplett offengelegt werden, bewährt. Denn Anlageentscheidungen reichen oft nur über kleinere Beträge – mehr als die Hälfte der Wertpapiersparpläne bei Sparkassen in Deutschland werden mit einer monatlichen Rate von maximal 50 Euro bespart.  Eine Beratung, die nach in Anspruch genommener Zeit bezahlt wird, ginge zulasten kleinerer Vermögen und damit zulasten der bisherigen Solidarität im System.  Reuter forderte: „Sparkassen erreichen im Moment die Kunden, die Vermögensvorsorge am nötigsten brauchen. Es ist richtig, die Anleger auch weiterhin selbst entscheiden zu lassen, ob sie lieber eine Honorar- oder eine Provisionsberatung in Anspruch nehmen wollen! 89 Prozent der in 2022 neu abgeschlossenen Wertpapiersparpläne wurden übrigens mit persönlicher Beratung abgeschlossen, obwohl ein Online-Abschluss komfortabel möglich gewesen wäre.“  

Hilfe für Geflüchtete aus der Ukraine mehr lesen schließen

Das Jahr 2022 war geprägt durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Geflüchtete, die in Bayern Schutz suchen, finden Unterstützung durch die bayerischen Sparkassen. Reuter: „Wir sehen das als Beispiel für gelebtes Gemeinwohl.“ Viele Sparkassen richteten rasch eigene Informations- und Bedientresen für die Geflüchteten ein und halfen bei der schnellen Eröffnung von notwendigen Kontoverbindungen in Deutschland. So wurden von März bis heute allein bei den Sparkassen in Bayern rund 55.000 Girokontenfür Ukrainerinnen und Ukrainer eröffnet (von insgesamt bundesweit über 455.000 Girokonten bei den Sparkassen). Die Kontoführung wurde oft, zumindest im ersten Jahr, kostenfrei gestellt. Von Ende Mai bis Ende Oktober beteiligten sich die bayerischen Sparkassen zudem an dem von der Bundesbank abgesicherten Umtausch der ukrainischen Hrywnja in Euro.

Rentabilität

Zinsüberschuss steigt wieder mehr lesen schließen

Die bayerischen Sparkassen können auf ein gutes operatives Geschäftsjahr 2022 zurückblicken. Wie in den Vorjahren waren sie erfolgreich in der Kreditvergabe und im Einlagengeschäft. Jetzt konnten sie aber auch ihrer Kernkompetenz der Fristentransformation wieder nachgehen, da mit der Zinswende im Juli 2022 die Grundlagen für das Geschäftsmodell der Sparkassen schrittweise wieder zurückkehrten. Reuter: „Zwar können sich die Sparkassen in jeder Zinsphase behaupten, doch normale Zinszeiten sind für sie wie für ihre Kunden besser. Ohne Zinsen konnte der Geldkreislauf jahrelang nicht rund laufen – wie bei einer Mühle, der man den Mühlbach trockengelegt hat. Wenn das Wasser aber wieder fließt, kann auch die Mühle wieder anfangen zu arbeiten.“

2022 ist der Zinsüberschuss erstmals seit über 10 Jahren wieder kräftig gestiegen, um 9,8 Prozent auf 3.418,7 Millionen Euro. Reuter erklärte: „Der Zinsüberschuss ist die Hauptertragsquelle unseres Geschäfts – letztlich hängt von ihm der nachhaltig stabile Geschäftsbetrieb der Sparkassen ab. Unser Markterfolg kann damit künftig wieder Niederschlag im Jahresergebnis finden. Wir integrieren jetzt die neue Situation in unser Geschäft und können uns dann hoffentlich bald ganz auf die Kunden statt auf die EZB konzentrieren.“

 

2018

2019

2020

2021

2022

Zinsüberschuss

(in Mio. Euro)

3.305,1

3.256,8

3.155,9

3.113,8

3.418,7

Veränd. ggü. Vj.

-4,1 %

-1,5%

-3,1 %

-1,3 %

+9,8 %

DBS                                    205,9                215,6             229,5           245,8               255,5

in % der DBS

1,60 %

1,51 %

1,38 %

1,27 %

1,34 %

 

Betriebsergebnis vor Bewertung gestiegen mehr lesen schließen

2022 erzielten die bayerischen Sparkassen ein Betriebsergebnis vor Bewertung von rund 2.038,6 Millionen Euro. Es liegt um 21,9 Prozent bzw. 366 Millionen Euro über dem Vorjahresergebnis. Maßgeblich für diese Entwicklung war der gestiegene Zinsüberschuss in Verbindung mit einer deutlichen Steigerung der Provisionsüberschüsse (+59,4 Millionen Euro; +3,8 Prozent).

Dementsprechend hat sich auch die Cost-Income-Ratio der bayerischen Sparkassen von 64,7 Prozent in 2021 auf 60,1 Prozent in 2022 deutlich verbessert, die Sparkassen werden sichtbar effizienter. Im Vergleich zum Durchschnitt aller Bankengruppen, der in Deutschland über 70 Prozent liegt, ist das ein guter Wert.

 

2018

2019

2020

2021

2022

Betriebsergebnis vor Bewertung

(in Mio. €)

1.671,3

1.632,7

1.610,4

1.672,2

2.038,6

Veränd. ggü. Vj.

-4,9 %

-2,3 %

-1,4 %

+3,8 %

+21,9 %

CIR

64,3 %

65,4 %

65,5 %

64,7 %

60,1 %

Das operative Ergebnis der bayerischen Sparkassen war bereits seit Beginn der Niedrigzinsphase stetig gesunken, bei ca. der Hälfte der Institute deckte der Zinsüberschuss gerade noch den Verwaltungsaufwand. Mit der Zinswende verbessern sich die Aussichten. „Von Entwarnung kann aber keine Rede sein – es wird auch künftig notwendig sein, auf Effizienzsteigerung, Kostenoptimierung und Geschäftsintensivierung zu achten, um das Betriebsergebnis solide zu entwickeln,“ mahnte Reuter. Dazu seien weiterhin klassische Hebel wie Personaleinsparungen oder Anpassung der Preis-/Leistungsmodelle in den einzelnen Sparkassen, aber auch strukturelle Themen in der Sparkassen-Finanzgruppe relevant.

Bewertungsergebnis/Jahresüberschuss mehr lesen schließen

Nach Abzug der Risikovorsorge im Kreditbereich und Korrekturen im Wertpapierbereich erwarten die bayerischen Sparkassen für das Geschäftsjahr 2022 Betriebsergebnis nach Bewertung von 772,5 Millionen Euro(2021: 941,4 Millionen Euro). Nach den noch vorläufigen Berechnungen (Ende der Jahresabschlussprüfungen: 31.05.2023) wird nach Steuern am Ende auch der Jahresüberschuss mit 301,1 Millionen Euro deutlich unter dem von 2021 liegen (2021: 335,1 2020:290,3 Millionen Euro). Reuter dazu: “2022 ist ein besonderes Jahr – die überfällige Zinswende im Sommer ließ uns erstmals wieder Erfolge im Zinsüberschuss erzielen, brachte aber durch den abrupten Zinsanstieg einen vorübergehenden Wertberichtigungsbedarf im Wertpapierbereich mit sich, den wir mit dem Jahresergebnis verarbeiten müssen.“

Insgesamt verschlechtert sich das Bewertungsergebnis gegenüber dem Vorjahr deutlich, es zeichnen sich aber verschiedene Tendenzen ab:

Im Kreditbereich zeichnet sich eine Tendenz zum vorsorglichen Aufbau der Kreditrisikovorsorge ab, diese wird gegenüber 2021 deutlich ansteigen und sich im mittleren zweistelligen Millionenbereich bewegen. In einer rezessiven Phase müssen die Sparkassen mit negativen Auswirkungen auf den Mittelstand rechnen, das Risiko von vermehrten Kreditausfällen steigt. Reuter dazu: „Wir bereiten uns vor, doch Kreditausfälle größeren Ausmaßes beobachten wir  bis jetzt auch vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs, der Energiepreissteigerungen und der hohen Inflation nicht. Hier zahlt es sich wieder aus, dass sowohl die Aufsicht, als auch die eigene Vorsicht uns zu einer sehr kritischen Prüfung bei der Kreditvergabe und Risikovorsorge anhält.“

Das Bewertungsergebnis im Wertpapierbereich ist von dem historisch einzigartigen schnellen und hohen Zinsanstieg nach der Zinswende geprägt. Er brachte nicht nur einen höheren Zinsüberschuss, sondern auch deutlichen bilanziellen Abschreibungsbedarf auf die eigenen Wertpapierbestände der bayerischen Sparkassen in Höhe von 1,6 Milliarden Euro mit sich. Die Sparkassen halten diese Papiere in der Regel bis zur Endfälligkeit, wodurch eine Rückzahlung der Papiere zum Nominalbetrag aus heutiger Sicht unterstellt werden kann. Über die Laufzeit gleichen sich zinsinduzierte Schwankungen im Kurswert also wieder aus. Doch die Sparkassen müssen die Mittel für zwischenzeitliche Buchverluste, die als drohende Belastungen gesehen werden, bereithalten. Reuter: „Die zinsbedingten Abschreibungen auf unsere festverzinslichen Wertpapierbestände schlagen für das Jahr 2022 hart ins Kontor, sind aber verkraftbar. Die Sparkassen haben in ihren Eigenanlagen nur Papiere mit höchster Bonität, die sie ohne Probleme bis zur durchschnittlichen Endfälligkeit in zwei bis vier Jahren halten. Dann werden aus den temporären Abschreibungen wieder Zuschreibungen.  Inzwischen wird – historisch einmalig – erstmals eine Auflösung von Vorsorgereserven erforderlich werden. Für die bayerischen Sparkassen zeigt sich deshalb jetzt, wie richtig und wichtig es war, Erträge zu thesaurieren und das Eigenkapital aufzubauen, das jetzt benötigt wird. Es bleibt also auch essentiell, weiter Eigenkapital aufzubauen!“

Das sonstige Bewertungsergebnis in Höhe von aktuell knapp 350 Millionen Euro (mehr als das Fünffache gegenüber 2021: +65,8 Millionen Euro) weist dagegen ein positives Gegengewicht aus: Hier gehen v. a. Zuschreibungen aus dem Beteiligungsbereich ein, die letztlich das Gesamtergebnis wieder ausbalancieren.

Ausblick

Reuter resümierte beim Blick auf das Gesamtjahr 2022: „Wir stehen weiter vor Herausforderungen – nach mehr als einem Jahrzehnt ohne Zinsen, mit kontinuierlich steigenden Asset-Preisen und nicht genutzter Risikovorsorge! Die Welt hat sich für Kreditinstitute rapide verändert. Vor genau einem Jahr hatten wir Negativzinsen, die den Zinsüberschuss erodierten. Durch die nur schwer nachvollziehbare Politik der EZB haben wir jetzt recht plötzlich ein Zinsniveau, das für uns eine 180°-Kehrtwende bedeutet: Die EZB hat viel zu lange die steigende Inflationsrate nur beobachtet – während andere Notenbanken schon lange begonnen hatten, ihre Leitzinsen anzuheben –, um dann abrupt und massiv gegenzusteuern. Jetzt muss die EZB überzeugend die Frage beantworten, wann ein neutraler Zins erreicht sein wird, der die Inflation aufhält und dabei die Wirtschaft noch nicht bremst. Stand heute sieht es danach aus, dass weitere signifikante Zinserhöhungen notwendig sind. Die EZB muss ihren Kurs halten, darf aber auch nicht über das Ziel hinausschießen, um die Konjunktur nicht abzuwürgen. Nicht Aktionismus, sondern besonnen geplante Schritte zurück zur Normalität der Finanzmärkte sind gefragt um stabile Bedingungen für alle Marktteilnehmer zu schaffen!“

Die Sparkassen stehen aktuell vor einer komplett veränderten Situation, sie bekämpften 2022 wie ganz Europa eine Krise, die vor Jahresfrist kaum jemand so erwartet hätte. Ein Krieg wurde durch Russland nach Europa getragen, der großes Leid bringt und unter anderem die Energieversorgung infrage stellt, die Preise sind explodiert, während die Pandemiefolgen noch lange nicht bewältigt sind. Der LSI-Stresstest 2022 hat gezeigt, dass die Kreditinstitute durch die vergangenen und aktuellen Krisensituationen gefordert sind, sie aber beherrschen. „Das gilt genau so auch für die bayerischen Sparkassen. Dies ist nicht die erste Gelegenheit, ihre eigene Stabilität und damit ihre Funktion als Finanzwirtschaftliches Rückgrat der Bayerischen Regionen zu beweisen. Sie müssen aber Luft für die Übergangsphase haben,“ so Reuter. „Das jetzige Zinsniveau erlaubt zwar erste Steigerungen der Zinsüberschüsse, ein großer Teil unseres Kreditbestandes ist aber noch in langlaufenden niedrig verzinsten Verträgen gebunden. Die Geschäftsvolumina auf der Einnahmen- wie auf der Ausgabenseite müssen sich jetzt einpendeln. Verwahrentgelte wurden zurückgefahren, immer mehr besser verzinsliche Angebote auch bei Sparkassen unterbreitet. Bis sich der gewohnte Geschäftsbetrieb von Kreditinstituten vollständig wieder eingespielt hat, wird noch eine Weile ins Land gehen. Wichtig ist uns aber jetzt, dass wir bei weiterhin effizientem Kostenmanagement schrittweise die Bürden der Niedrigzinsphase abarbeiten und hinter uns lassen.“

Im laufenden Jahr 2023 erwarten die bayerischen Sparkassen ein weiter solides Wachstum im operativen Geschäft, das sich in der heutigen Zinslage auch wieder positiv auf die Ertragslage auswirken kann. Reuter: „Die Sparkassen wurden vor 200 Jahren von den Kommunen gegründet, um einer breiten Bevölkerungsschicht wirtschaftliche und soziale Teilhabe zu ermöglichen. Seit Jahrzehnten unterstützen sie nachhaltig den Mittelstand und das Gemeinwohl in den Regionen. Mit einer stabilen wirtschaftlichen Basis können und wollen sie das auch in der Zukunft – insbesondere den Weg in eine ökologisch-soziale Marktwirtschaft auch in den Regionen flankieren!“ 

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