In seinem Eingangsstatement an die Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Sparkassentags beleuchtete Reuter aktuelle regulatorische Herausforderungen für Sparkassen. Sie stehen vor der Aufgabe, nicht nur deutschen, sondern auch europäischen Entscheidungsträgern zu erläutern, welche bürokratischen und strukturellen Hürden abgebaut bzw. verhindert werden müssten, um dem staatlich unterstützten mittelstandsorientierten Geschäftsmodell der deutschen regionalen und kommunalen Sparkassen notwendige Gestaltungsmöglichkeiten zu lassen.
In Richtung Europa stellte Reuter zunächst den Handlungsbedarf der EU-Kommission bezüglich einer Honorarberatungspflicht in Frage, denn der Markt sei bereits transparent und die Konkurrenz funktioniere gut. „Wenn etwas Transparenz und Effizienz behindert, ist es regulatorisch aufgezwungene Papierflut und Informationspflichten auch für mündige Anleger, die das gar nicht brauchen und wollen.“
Weiter erteilte er Plänen zur kompletten Vergemeinschaftung der Europäischen Einlagensicherung (EDIS) anstelle der 2015 bereits erfolgten Harmonisierung abermals eine deutliche Absage.
Auch der neue Vorschlag der EU-Kommission, europäische Abwicklungsvorschriften künftig über internationale Großbanken hinaus auch auf mittlere und kleinere Kreditinstitute auszuweiten (CMDI), schlage in diese Kerbe: „Denn auch damit würde letztlich die Handlungsfähigkeit des intakten nationalen, sparkassenspezifischen Institutssicherungssystems ausgehebelt, das heute ganz wesentlich zur Stabilität der Institute und zum riesigen Vertrauen unserer Bürger für die Sparkassen beiträgt.“ Finanzielle Mittel, die heute zur Absicherung der deutschen Sparkasseneinlagen im Sicherungssystem gebunden sind, würden so künftig auch hier gesamteuropäischen Institutionen unterstellt und flössen damit in einen gemeinsamen Topf; die Haftung für Risiken würde sozialisiert, so dass die Entnahme aus dem Topf mit hoher Wahrscheinlichkeit zugunsten von Banken mit risikoreichen Geschäftsmodellen erfolgen würde und nicht für deutsche Sparkassen. Reuter: „Mit solchen Eingriffen droht die Kommission das bewährte Dreisäulen-System aufzubrechen. Zur Wahrung der Finanzstabilität in Deutschland muss dieses Vorhaben endlich begraben werden.“
Teilweise reserviert betrachtete Reuter zunächst auch den jüngsten Legislativvorschlag der EU-Kommission für einen digitalen Euro: „Digitales Zentralbankgeld entspricht sicher unserer Entwicklung hin zu einem Zeitalter der Digitalität. Die EZB sollte sich jedoch darauf beschränken, den digitalen Euro – wie auch heutiges Bargeld – als Zahlungsmittel und nicht als umfangreiches Zahlverfahren zu gestalten, das in den Wettbewerb zu anderen Geldtransfersystemen tritt. Hier braucht es den Konsens zwischen Gesetzgeber, den Zentralbanken und der Kreditwirtschaft, damit die Aufgabenteilung im System auch weiterhin reibungsfrei funktionieren kann und das Vertrauen der Bürger erhalten bleibt. Das Mandat der EZB und die konkrete Ausgestaltung eines digitalen Euros müssen zwingend transparent und demokratisch legitimiert sowie gesetzlich verankert werden, Fehlentscheidungen können wir uns dabei nicht leisten.“
Mit Blick auf Deutschland warnte Reuter vor zu starken gesetzlichen Eingriffen in den Geldautomatenbetrieb. Banken und Sparkassen müssten schon im Eigeninteresse handlungsfähig bleiben, die bayerischen Sparkassen ihre rund 3.300 Geldautomaten selbsttätig absichern: „Angesichts der gehäuften Geldautomatensprengungen im vergangenen Jahr sind wir alle besorgt, die Sparkassen als Ziel und Opfer der Angriffe, die Polizei, die Bevölkerung und die für die innere Sicherheit zuständige Politik. Die bayerischen Sparkassen haben 2022 in Zusammenarbeit mit dem LKA viele Maßnahmen zur Absicherung der Automatenstandorte angestoßen, diese Fortschritte werden uns auch vom BMI bestätigt. Pauschale gesetzliche Regelungen, wie sie von manchen derzeit zusätzlich gefordert werden, würden aber weit über das Ziel hinausschießen und doch gleichzeitig der jeweils sehr individuellen Risikosituation nicht gerecht werden können.“ Auch Ideen wie der drastischen Reduzierung von Bargeldbeständen in den Automaten oder von Geldautomaten selbst erteilte er eine Absage: „Viele Menschen vertrauen nach wie vor auf Bargeld. Solche Pläne aber würden die flächendeckende Bargeldversorgung in Deutschland gefährden. Wer das fordert, hat die Interessen der Bevölkerung im ländlichen Raum völlig aus den Augen verloren. Und so könnten dann auch wir Sparkassen unserem öffentlichen Auftrag nicht gerecht werden.“