04.07.2024 | Bayerischer Sparkassentag 2024: Stabil. Achtsam. Verantwortungsvoll.

Dießl: Sparkassen als Ökosystem für die Transformation in eine Heimat mit Zukunft

Sparkassentag 2024: Talkrunde mit Präsident Matthias Dießl, Karolin Schriever (Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des DSGV) und Ministerpräsident Dr. Markus Söder - moderiert von Corinna Wohlfeil

„Wir wissen dabei, dass Erfolge aus der Vergangenheit sich nicht automatisch in die Zukunft verlängern lassen. Deshalb gestalten wir den Weg dahin aktiv mit unserer Geschäftsstrategie. Wir zeigen, dass wir verstanden haben, worauf es gerade in diesen Zeiten ankommt,“ erklärte Matthias Dießl, Präsident des Sparkassenverbands Bayern, heute anlässlich des Bayerischen Sparkassentags in Straubing, zu dem rund 470 Gäste aus Sparkassen, Trägerkommunen, Politik und Gesellschaft zusammenkommen. „In dieser komplexen und hochvolatilen Welt brauchen unsere Kundinnen und Kunden zuverlässige und kompetente Berater und Begleiter in den entscheidenden Fragen ihrer persönlichen finanziellen Lebensplanung. Denn es geht um viel mehr als ums Sparen: Einen klaren Plan, Finanzbildung, Entscheidungskompetenz. Die Sparkassen und die Menschen, die hier arbeiten, machen den entscheidenden Unterschied.“ Dießl verspricht sich dabei auch weiterhin Unterstützung von der Staatsregierung für die Sache der öffentlich-rechtlichen Sparkassen und damit für alle Regionen des Freistaats, so auch sein Appell an den Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder als den wichtigsten Gast des diesjährigen Sparkassentags. 

Ordentliche Verbandsversammlung

Die bayerischen Sparkassen warfen heute in Straubing den Blick in eine positive Zukunft und rückten die Voraussetzungen für ein langfristig erfolgreiches Arbeiten in den Regionen des Freistaats in den Mittelpunkt. Die Keynotes des Kongresses beleuchteten daher zum einen die Mitarbeiterzufriedenheit in Unternehmen und zum anderen die Bedingungen für eine grundsätzlich stabile Gesellschaft.

Dr. Caroline von Kretschmann, Geschäftsführende Gesellschafterin des 5-Sterne-Hotels „Europäischer Hof Heidelberg" sieht den achtsamen Umgang mit Mitarbeitenden als Schlüssel zur Kundenzufriedenheit und damit zum Erfolg, denn nur ein engagiertes Team in einer empathischen und werteorientierten Unternehmenskultur könne zugewandt und hervorragend beraten und betreuen. „Das Kundenerlebnis kann aus meiner Sicht nie besser sein als das Mitarbeitererlebnis. Führung spielt hierbei eine entscheidende Rolle, indem sie Rahmenbedingungen schafft, dass Mitarbeitende Freude an ihrem Tun empfinden, ihr Potenzial entfalten und im Ergebnis auch die Kunden begeistern“ sagt von Kretschmann. 

Als Grundlage dafür stellte Dr. Florence Gaub, Politikwissenschaftlerin, Militärstrategin und Zukunftsforscherin bei der NATO vor, was stabile Gesellschaften ausmacht. Denn in einer Zeit sehr vieler gleichzeitiger Herausforderungen für unsere Gemeinschaft steigt die Konkurrenz um unsere begrenzten Ressourcen. Wie viel Kompromiss sein muss, welche Zwischenlösungen, Investitionen und Umstellungen auf dem Weg in eine gute Zukunft notwendig sein dürften, zeigte ihre Keynote, die auch den Rahmen für die bayerischen Sparkassen absteckt. Gaub sagt: „Natürlich leben wir in überaus angespannten Zeiten. Aber wir dürfen vor lauter Angst und Sorge nicht in eine Schockstarre verfallen. Wir müssen unser Schicksal selbst in die Hand nehmen.“

Der Bayerische Sparkassentag 2024 lebte auch wieder vom Gespräch der Sparkassen mit der Politik und den Menschen:

Im Talk mit dem Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder stellten Karolin Schriever, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands und Expertin für Regulierungsfragen, und Matthias Dießl, dar, wie bestimmend sich die europäische Bankenregulierung für die Arbeit der 58 regionalen bayerischen Sparkassen auswirkt. Schriever: „140 Mandate und über 250 Richtlinien im aktuellen Bankenpaket sind zu viel. Es braucht eine regulatorische Pause, in der das erreichte überprüft wird. Nur mit der nötigen Proportionalität gelingt es, die Vielfalt der Finanzwirtschaft in Europa zu stärken, damit sie weiterhin kraftvoll und passgenau Unternehmen bei der digitalen und ökologischen Transformation unterstützen kann.“  Dießl flankierte: „Es ist bezeichnend, dass sich aktuell die Deutsche Bundesbank von Mitarbeiterkonten trennt – mit der Begründung, der regulatorische Aufwand für die Führung der Konten sei zu hoch. Auch den bayerischen Sparkassen fordert die Regulatorik immer noch eine ganze Menge Zeit, Ressourcen, Personal und Geld ab, das sie lieber in die Gestaltung ihrer Kundenbeziehungen investieren würden.“

Dießl wandte sich auch in seiner Grundsatzrede an die Bundes- und Europapolitik. Sparkassen bräuchten keine Nachhilfe in Verantwortung, Kundennähe und Vertrauen über die Regulierung. Auch die wiederholten Anläufe für eine zentralisierte europäische Einlagensicherung seien kontraproduktiv für die Sicherheit und Stabilität des einzigartigen Institutssicherungssystems, das Sparkassen wie Genossenschaftsbanken stark, stabil und erfolgreich macht und damit auch Europa stabilisiere und den Erfolg der Heimat Bayern stütze. Dazu gehöre auch, dass die Sparkassen als Spiegel der Gesellschaft achtsam für deren Veränderungen seien. Denn „nicht nur die Zukunft unserer Gesellschaft ist bunt, divers, international. Auch die Gegenwart ist es schon. Und das ist gut so. Wir haben aber nur dann eine Zukunft, wenn wir bei Einstellungen, Ausbildungen, Fortbildungen, Qualifizierungen und Beförderungen darauf achten.“ Dabei sei auch klar: “Es muss mehr Frauen in den Führungspositionen der bayerischen Sparkassen geben. 2030 wird deshalb in jeder bayerischen Sparkasse mindestens eine Frau als stellvertretende Vorständin sitzen!“ In Zeiten der Transformation unserer Wirtschaft und Gesellschaft sei es mehr denn je die verantwortungsvolle Aufgabe der Sparkassen, „mit allen Köpfen am Ball zu bleiben“. Denn, so resümierte Dießl: „Die Sparkassen leisten einen wesentlichen Beitrag für die Transformation in eine Heimat, die Zukunft hat. Dazu brauchen wir Leistungsträger aus allen Gruppen der Gesellschaft.“

Zu ihren Erwartungen an die Arbeitswelt der Zukunft in den Sparkassen diskutierte schließlich der Vizepräsident des Sparkassenverbands Bayern, Stefan Proßer, mit 7 jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus bayerischen Sparkassen. Auch sie lassen sich vom Motto des Bayerischen Sparkassentags leiten: Um stabil zu bleiben, wollen sie durch eine ausgeglichene work-life-balance achtsam mit sich selbst umgehen statt in burn-outs zu rutschen und verantwortungsvoll den Wissenstransfer von älteren Kollegen mitgestalten. Dass die jungen Leute hervorragende Entwicklungschancen bei den bayerischen Sparkassen erwarten, gab Proßer im Talk preis: „75 Prozent der heutigen Sparkassenvorstände und -vorständinnen haben ihre Karriere mit einer Ausbildung in einer Sparkasse gestartet.“

Dießl und die Kongress-Besucher schlossen den Bayerischen Sparkassentag 2024 mit der festen Überzeugung, dass die Sparkassen gemeinsam mit ihren Verbundpartnern in der Sparkassen-Finanzgruppe, den Kommunen und dem Freistaat so viele Kompetenzen zusammenlegen, dass sie als kraftvolles „Ökosystem der Finanz-Kompetenz“ wirken und die Transformation der Wirtschaft und der Gesellschaft in Bayern kraftvoll mitgestalten. Dießl bekräftigte: „Wir sind ‚das‘ Ökosystem für die Transformation in eine Heimat, die Zukunft hat!“

 

Aktuelle Geschäftsentwicklung

Anlässlich des Bayerischen Sparkassentags in der Jahresmitte des laufenden Geschäftsjahrs hatte Präsident Dießl in Straubing im Vorfeld des Kongresses einen kurzen Überblick auf die aktuelle Geschäftsentwicklung der bayerischen Sparkassen in den ersten fünf Monaten 2024 gegeben:

  • Ausgehend vom 2023 gehaltenen Rekordniveau imKreditvolumen, zeigen die ersten Monate 2024 einen leichten Rückgang im Kreditneugeschäft. Im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich seit Jahresbeginn ein Rückgang der Darlehenszusagen um 2,8 Prozent, bedingt vor allem durch den weiteren Rückgang im Neugeschäft mit Firmenkunden (‑10,9 Prozent).
  • Die Darlehenszusagen für den Wohnungsbau nehmen allerdings wieder zu. Der leichte Positiv-Trend seit Jahresbeginn setzt sich damit fort: Bis zum Juni 2024 konnten 4,9 Milliarden Euro (+11,5% ggü. Vorjahreszeitraum) zugesagt werden. Zwei Drittel davon waren private Baufinanzierungen, die um 14,7 Prozent über dem Vergleichswert im Vorjahr liegen.
  • Die Einlagenentwicklung ist weiterhin leicht rückläufig, jedoch weniger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Weiterhin reduzieren die Kundinnen und Kunden dabei Spar- und Sichteinlagen zugunsten von Eigenemissionen und Termingeldern. Der massive Einlagenüberhang der bayerischen Sparkassen reduzierte sich dadurch weiter auf nunmehr 24 Milliarden Euro. Damit können die Sparkassen im dritten Jahr nach der Zinswende weiter Zinserträge erzielen und ihre Ertragslage weiter stärken.
  • Im bisherigen Verlauf 2024 erzielen die Sparkassen ein Umsatzplus von 17,4 Prozent im Wertpapiergeschäft. Der Nettoabsatz liegt mit 2,3 Milliarden Euro allerdings in etwa bei der Hälfte des nach der Zinswende sehr positiven Vorjahreszeitraums. Die Käufe konzentrieren sich nun wieder eindeutig auf Investmentfonds (+41 Prozent), nachdem 2023 Anleihen und Schuldverschreibungen das Rennen gemacht hatten.
  • Mit dem aktuell relativ stabilen Zinsniveau erwarten die bayerischen Sparkassen für das Gesamtjahr erneut einen auskömmlichen Zinsüberschuss, der bei inzwischen steigendem Zinsaufwand aber niedriger als 2023 ausfallen wird. Auch wenn Kundinnen und Kunden bei den Sparkassen wieder mit vielen Anlageprodukten Einlagezinsen erwirtschaften können, sind allerdings vor dem Hintergrund der Inflation positive Realzinsen mittel- bis langfristig hauptsächlich über Wertpapierengagements zu erwarten.
  • Im laufenden Jahr 2024 erwarten die Sparkassen weiterhin eine gutauskömmliche Weiterentwicklung der Geschäftslage im Kredit-, Einlagen- und Wertpapiergeschäft mit weiteren positiven Effekten auf die Ertragslage.